Am Sonntagabend kam es in der Notaufnahme des Krankenhauses Lindau am Bodensee zu einem ungewöhnlichen Vorfall. Ein 73-jähriger Mann verlangte dort einen Schlafplatz, wie die Polizei mitteilte. Als Begründung gab er an, im Auftrag des Krankenhauses nach Sicherheitslücken zu suchen. Wie die Zeit berichtet, eskalierte die Situation, als die Polizei den Mann aufforderte, das Krankenhaus zu verlassen.
Der Mann bestand darauf, ärztlich untersucht zu werden. Nach der Untersuchung stellte das medizinische Personal jedoch fest, dass keine Behandlung notwendig war. Als die Polizeibeamten den 73-Jährigen daraufhin aus dem Krankenhaus bringen wollten, leistete dieser Widerstand. Im Verlauf des Gerangels biss er einem Polizisten in die Wade. Der Beamte wurde leicht verletzt, blieb aber dienstfähig.
Die Polizei ermittelt nun gegen den Mann wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, vorsätzlicher Körperverletzung und tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte. Der Vorfall wirft Fragen nach dem Umgang mit Personen auf, die die Notaufnahme als Unterkunft missbrauchen wollen, und den Herausforderungen, vor denen Polizei und Krankenhauspersonal in solchen Situationen stehen.
Immer wieder kommt es vor, dass Menschen die Notaufnahme eines Krankenhauses als Notunterkunft aufsuchen, obwohl sie keine medizinische Versorgung benötigen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von Obdachlosigkeit über psychische Probleme bis hin zu strategischem Missbrauch, um eine Unterkunft zu erhalten. Dieses Verhalten stellt die Krankenhäuser vor Herausforderungen, da es zu einer Überlastung der Notaufnahmen führen und die Versorgung von Patienten und Patientinnen mit akuten medizinischen Problemen beeinträchtigen kann. Gleichzeitig stehen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vor der schwierigen Aufgabe, zwischen echten Notfällen und dem Wunsch nach einer Unterkunft zu unterscheiden.
Wie die Pronova BKK auf ihrer Webseite erläutert, sind nur 10 bis 20 % der Patienten in der Notaufnahme echte Notfälle. Die Notaufnahme wird oft aus Bequemlichkeit aufgesucht, in der Hoffnung, schneller behandelt zu werden als beim Hausarzt oder im Bereitschaftsdienst (Quelle: Pronova BKK). Dies führt zu längeren Wartezeiten für alle und belastet das medizinische Personal zusätzlich.
Um die Problematik der Notaufnahme als Notunterkunft zu lösen, sind verschiedene Ansätze denkbar:
- Ausbau von Angeboten für obdachlose Menschen und Personen mit psychischen Problemen - Stärkung des Bereitschaftsdienstes, um die Notaufnahmen zu entlasten - Aufklärungskampagnen, um die Bevölkerung über die richtige Nutzung der Notaufnahme zu informieren - Schulung des Krankenhauspersonals im Umgang mit Personen, die keine medizinische Versorgung benötigen - Kooperationen zwischen Krankenhäusern, Sozialdiensten und PolizeiDer Vorfall in Lindau verdeutlicht die Notwendigkeit, effektive Strategien zu entwickeln, um die Notaufnahmen zu schützen und gleichzeitig den Bedürfnissen von Menschen in Not gerecht zu werden.
Quellen: