Mit Alice Weidel als Kanzlerkandidatin startet die AfD in den Bundestagswahlkampf. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) berichtet, dass die Partei den Zeitpunkt für günstig hält und bereits umfassende Vorbereitungen getroffen hat. Intern wurde Weidel laut F.A.Z. bereits im September als Kandidatin bestimmt, um im Falle eines vorzeitigen Regierungszusammenbruchs vorbereitet zu sein. Die offizielle Nominierung durch den Parteivorstand ist für den 7. Dezember vorgesehen.
Finanziell sieht sich die Partei gut aufgestellt. Wie die F.A.Z. berichtet, verfügt die AfD über rund sechs Millionen Euro für den Wahlkampf, die aus staatlicher Parteienfinanzierung, Mitgliedsbeiträgen und Spenden stammen. Auch die Mitgliederzahlen befinden sich auf einem Höchststand: Über 50.000 Mitglieder zählt die Partei aktuell, weitere 6000 Anträge sind laut Schatzmeister Carsten Hütter (F.A.Z.) in Bearbeitung.
Der Wahlkampf soll laut Carsten Hütter „onlinefokussiert“ geführt werden (F.A.Z.). Die Partei sieht hier ihre Stärke und will ihre Präsenz in den sozialen Netzwerken nutzen. Parallel dazu sind aber auch traditionelle Wahlkampfmaßnahmen geplant, darunter der Druck von 600.000 Plakaten und Großveranstaltungen. tagesschau.de berichtet, dass Wahlkampfmanager Heiko Scholz, der bereits die erfolgreichen hessischen Landtagswahlkämpfe der Partei leitete, für die Organisation verantwortlich ist.
Inhaltlich will die AfD, laut Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), auf Wirtschaftsthemen setzen, um neue Wählerschichten anzusprechen, ohne dabei ihr Kernthema Migration zu vernachlässigen. Der dem RND vorliegende Programmentwurf konzentriert sich auf Wohlstand, Sicherheit und Zusammenhalt. Konkret fordert die AfD unter anderem die Stärkung der Autoindustrie, den Ausbau der Kernenergie und eine Reform des Bürgergeldes. Die Süddeutsche Zeitung berichtet zusätzlich von Forderungen nach einem EU-Austritt, der Aufhebung der Russland-Sanktionen und einer Einschränkung des Abtreibungsrechts.
Die Zusammenarbeit mit der Medienagentur Tannwald für den Social-Media-Wahlkampf, über die tagesschau.de und turi2 berichten, ist umstritten. Tannwald wird dem Spektrum der Neuen Rechten zugeordnet und produzierte unter anderem den kontroversen „Abschiebe-Song“. Die Hauptkampagne soll laut tagesschau.de von der Agentur Republic Relations entwickelt werden, die bereits 2021 den AfD-Wahlkampf betreute. RND berichtet, Tannwald solle lediglich KI-generierte Inhalte umsetzen, die von Republic Relations konzipiert wurden.
Die mögliche Rückkehr von Maximilian Krah in den Bundestag, über die das ARD-Hauptstadtstudio berichtet, könnte Alice Weidels Strategie, ein gemäßigteres Bild der AfD zu vermitteln, erschweren, so tagesschau.de. Auch eine mögliche Bundestagskandidatur von Björn Höcke, ebenfalls vom ARD-Hauptstadtstudio gemeldet, wird parteiintern diskutiert und könnte für Unruhe sorgen. Der SWR berichtet, dass Sebastian Münzenmaier die rheinland-pfälzische AfD als Spitzenkandidat in den Bundestagswahlkampf führt.
Eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung, über die rbb24 berichtet, kommt zu dem Ergebnis, dass die Stärke der AfD in den sozialen Medien überschätzt wird. Die Partei sei zwar digital aktiv, aber weniger dominant als oft angenommen. Die Studie zeigt zudem große regionale Unterschiede im Online-Wahlkampf der AfD.