Auch nach dem offiziellen Beginn des Ausbildungsjahres am 1. Oktober gestaltet sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt weiterhin angespannt. Während deutschlandweit tausende Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, sind immer noch hunderte junge Menschen auf der Suche nach einer passenden Lehrstelle. Wie die Zeit (Zeit Online, 11.11.2024) berichtet, sind allein in Sachsen noch knapp 1.000 Jugendliche auf Ausbildungsplatzsuche, während gleichzeitig rund 2.300 Lehrstellen unbesetzt sind. Klaus-Peter Hansen, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Sachsen, betont die anhaltende Problematik des unausgeglichenen Ausbildungsmarktes. Unternehmen hätten Schwierigkeiten, geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.
Die konjunkturelle Schwäche wirkt sich auch auf den Ausbildungsmarkt aus. Laut der Süddeutschen Zeitung (Süddeutsche Zeitung, 11.11.2024) wurden in Sachsen in diesem Jahr rund 1.800 weniger Lehrstellen gemeldet als im Vorjahr – ein Rückgang von acht Prozent. Trotzdem konnten mit Hilfe der Arbeitsagentur rund 18.600 junge Menschen einen Ausbildungsplatz finden, bei insgesamt 20.800 verfügbaren Lehrstellen.
Die Diskrepanz zwischen offenen Stellen und suchenden Jugendlichen verdeutlicht ein grundlegendes Problem: Angebot und Nachfrage passen oft nicht zusammen. Wie die Bertelsmann Stiftung (Bertelsmann Stiftung, 29.08.2024) in einer Studie feststellte, kommunizieren Unternehmen und Jugendliche oft aneinander vorbei. So nutzen Unternehmen andere Plattformen für die Berufsorientierung und Stellenausschreibungen als die junge Zielgruppe. Während Instagram für beide Seiten relevant ist, setzen Unternehmen verstärkt auf Facebook, während Jugendliche eher YouTube, WhatsApp und TikTok nutzen.
Auch in Berlin zeigt sich ein ähnliches Bild. DieBrandenburger News (DieBrandenburger News, 31.10.2024) berichtet von fast 3.500 Jugendlichen, die Ende September noch auf Ausbildungsplatzsuche waren, bei gleichzeitig 1.145 offenen Stellen. Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe sieht die Notwendigkeit, das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen zu erhöhen und die Vermittlung zwischen Bewerbern und Betrieben zu verbessern.
Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt variiert regional stark. Die Agentur für Arbeit Nordrhein-Westfalen (Agentur für Arbeit NRW, 31.07.2024) meldete Ende Juli noch 40.241 unbesetzte Ausbildungsstellen, denen 37.904 suchende Jugendliche gegenüberstanden. Dabei gibt es deutliche regionale Unterschiede, mit einem größeren Angebot an Ausbildungsplätzen in Südwestfalen und einer höheren Bewerberzahl im Ruhrgebiet.
Der DGB Niedersachsen (DGB Niedersachsen, 30.10.2024) fordert angesichts der anhaltenden Problematik mehr Investitionen in den Übergang von der Schule in den Beruf. Eine verbesserte Berufsorientierung und eine Ausbildungsgarantie, die bei Bedarf außerbetriebliche Ausbildungsplätze sicherstellt, werden als wichtige Maßnahmen genannt.
Die beliebtesten Ausbildungsberufe bleiben laut Klaus-Peter Hansen von der Bundesagentur für Arbeit Sachsen weitgehend unverändert. Bei den jungen Männern sind es weiterhin technische Berufe wie Kfz-Mechatroniker und Fachlagerist sowie Handwerksberufe wie Tischler. Junge Frauen bevorzugen Ausbildungen im kaufmännischen Bereich oder im Gesundheits- und Sozialwesen.
Die duale Ausbildung wird von Unternehmen und Jugendlichen als gute Karrieregrundlage angesehen. Dennoch besteht Einigkeit darüber, dass die gesellschaftliche Wertschätzung der dualen Ausbildung zu gering ist. Hier sehen sowohl die Bertelsmann Stiftung als auch der DGB Handlungsbedarf bei Politik, Wirtschaft und Schulen.
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