September 26, 2024
Anstieg atypischer Lungenentzündungen durch Mykoplasmen bei Kindern und Jugendlichen

Weltweit beobachten Mediziner einen besorgniserregenden Anstieg von Lungenentzündungen, die durch Mykoplasmen verursacht werden. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, häufen sich die Fälle von atypischer Pneumonie, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.

So schildert Nicole Töpfner, Kinderinfektiologin an der Uniklinik Dresden, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" einen besorgniserregenden Fall eines elfjährigen Kindes, das mit hohem Fieber, trockenem Reizhusten und akuter Atemnot in die Notaufnahme eingeliefert wurde. Ein Rachenabstrich bestätigte den Verdacht auf eine Infektion mit Mycoplasma pneumoniae. Nach einer stationären Aufnahme und Behandlung mit einem spezifischen Antibiotikum konnte das Kind nach vier Tagen entlassen werden. Solche Fälle treten laut Töpfner derzeit deutlich häufiger auf als üblich.

Doch was macht diese Art der Lungenentzündung so besonders? Im Gegensatz zu typischen bakteriellen Pneumonien, die mit hohem Fieber, Schüttelfrost und starkem Husten einhergehen, verläuft die durch Mykoplasmen verursachte Variante deutlich schleichender.

Erste Anzeichen wie leichte Halsschmerzen, leichtes Fieber, Kopfschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl und trockener Husten können laut "Focus online" zunächst täuschen und werden oft mit einer Erkältung verwechselt.

Das tückische: Die Symptome können über Wochen andauern, besonders der Husten, und erschweren so die Diagnose.

Mykoplasmen sind winzige Bakterien, denen eine Zellwand fehlt, was sie resistent gegen gängige Antibiotika wie Penicillin macht. Daher ist eine gezielte Therapie mit speziellen Antibiotika wie Doxycyclin erforderlich, die auch bei anderen zellwandlosen Bakterien eingesetzt werden.

Besonders Kinder und Jugendliche sind von der durch Mycoplasma pneumoniae ausgelösten Lungenentzündung betroffen, wie "DocCheck" berichtet. Der Erreger ist hochansteckend und wird hauptsächlich über Tröpfcheninfektion, seltener durch Schmierinfektion, übertragen. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis vier Wochen.

Die Gründe für den weltweiten Anstieg von Mykoplasmen-Infektionen sind noch nicht vollständig geklärt. Eine Theorie, die in einer im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlichten Studie aufgestellt wird, ist, dass die strengen Hygienemaßnahmen während der Corona-Pandemie, die auch zu einem Rückgang der Mykoplasmen-Infektionen führten, die Herdenimmunität weltweit geschwächt haben könnten. Dies könnte dazu führen, dass Mykoplasmen-Infektionen nun häufiger auftreten und schwerere Verläufe nehmen.

Ärzte mahnen zur Wachsamkeit und empfehlen Eltern, bei Verdacht auf eine Mykoplasmen-Infektion unbedingt einen Arzt aufzusuchen. Unbehandelt kann die Erkrankung über Wochen andauern. Mit der richtigen Antibiotikatherapie tritt jedoch meist schon nach einer Woche eine Besserung ein.

Quellen:

- Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/mycoplasmen-lungenentzuendungen-lux.9gQGbjC39qXDF91z4FEEcj?reduced=true

- Focus online: https://www.focus.de/gesundheit/news/neue-infektionswelle-lungenentzuendung-durch-mykoplasmen-warnung-vor-tueckischer-atemwegserkrankung_id_260337733.html

- DocCheck: https://www.doccheck.com/

- The Lancet: https://www.thelancet.com/

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