Linn Strømsborgs Roman "Verdammt wütend" erzählt die Geschichte von Britt, einer 43-jährigen Ehefrau und Mutter, die ihr Leben lang ihre Wut unterdrückt hat. Wie Anna-Louisa Schönfeld in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) beschreibt, trifft die norwegische Autorin mit dem Thema des weiblichen Zorns ("female rage") einen Nerv. Ein Urlaub im norwegischen Sommerhaus führt schließlich zu Britts emotionalem Ausbruch, in dem sie ihre Familie und Freunde anschreit. Schönfeld bezeichnet diesen Ausbruch als längst überfällig.
Strømsborg verwendet eine fragmentarische Erzählweise, um Britts Lebensweg und die Ursachen ihrer unterdrückten Wut zu schildern. Durch Zeitsprünge und Einblicke in Britts Alltag, meist aus ihrer Perspektive, aber auch gelegentlich aus anderen Blickwinkeln, zeichnet die Autorin ein komplexes Bild. Die FAZ hebt hervor, dass Britts Wut tiefer geht als ein flüchtiges Gefühl und in den gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt ist. Sie repräsentiert die Wut über die anhaltenden Ungerechtigkeiten und Einschränkungen, denen Frauen ausgesetzt sind, verbunden mit der Angst vor der eigenen Machtlosigkeit.
In der FAZ-Rezension wird beschrieben, wie Britt sich stets an die Regeln gehalten und die Bedürfnisse anderer über ihre eigenen gestellt hat. Sie hat gelernt, ihre Gefühle zu kontrollieren und sich "zusammenzureißen". Schon in ihrer Jugend war sie wütend, beispielsweise über die Doppelmoral, der ihre Freundin Emelie nach einem sexuellen Kontakt ausgesetzt war. Auch die Trennung ihrer Eltern, bei der ihr Vater laut Schönfeld resigniert wirkte, hinterließ tiefe Wut in Britt.
Auch in ihrer Ehe mit Espen findet Britt keine emotionale Unterstützung. Die romantischen Gefühle sind verschwunden und Britt vermutet, dass Espen sie betrügt. Diese Vermutung, so Schönfeld, nährte Britts Wut über Jahre. Die Mutterschaft hat Britt zusätzlich in eine traditionelle Rollenverteilung gedrängt, die sie als einengend empfindet und aus der sie sich nicht befreien kann. Sie fühlt sich auf ihre Mutterrolle reduziert. Espen, wie in der FAZ beschrieben, zeigt kein Verständnis für Britts Wunsch nach Selbstbestimmung und reagiert auf ihren Wunsch, einen Sportkurs zu besuchen, mit Sarkasmus und Ablehnung.
Nach ihrem Wutausbruch im Sommerhaus, wie auf "lust-auf-literatur.com" beschrieben, begibt sich Britt auf einen Roadtrip mit Nico, einer Freundin Espens. Obwohl Britt Nico vorher nicht mochte, wird diese nun zu ihrer Verbündeten. Nico, die ein unabhängiges Leben führt, verkörpert einen alternativen Lebensentwurf und der Roadtrip wird für Britt zu einer Reise der Selbstfindung. Sie beginnt, sich mit ihrer Identität als Frau, Partnerin und Mutter auseinanderzusetzen.
Schönfeld in der FAZ beschreibt den Roman als ein "Aufatmen" und lobt Strømsborgs Darstellung der Folgen unterdrückter Wut. Besonders beim Thema "Care-Arbeit" trifft die Autorin den richtigen Ton. "Verdammt wütend" wird von Schönfeld ausdrücklich als Leseempfehlung, vor allem für Männer, hervorgehoben.
Auf "lovelybooks.de" wird der Roman als berührend und gut geschrieben gelobt. Die Rezensentin auf "buchsichten.de" hebt die kraftvollen Kapitel und die poetische Sprache hervor und betont, dass der Roman ein plakatives Beispiel für eine ungleiche Partnerschaft darstellt, in der die Frau die Hauptlast der Care-Arbeit trägt. Auf "marie-on.com" wird betont, dass Britt sich stets an die Regeln gehalten und versucht hat, es allen recht zu machen, dabei aber ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigt hat.
Quellen: