Nach dem Bruch der Ampel-Koalition und der Entlassung des FDP-Finanzministers Christian Lindner durch Bundeskanzler Olaf Scholz steht die Frage nach dem Zeitpunkt der Neuwahlen im Raum. Die CDU wirft Scholz nun vor, die Bundeswahlleiterin Ruth Brand für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, warnte Brand vor den Risiken einer überstürzten Neuwahl. Der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Thorsten Frei, sieht in Scholz' Verhalten ein „parteipolitisches Spielchen“, so die Nachrichtenagentur Reuters.
Brand hatte in einem Brief an die Spitzen des Staates, darunter auch Scholz, auf die organisatorischen Herausforderungen einer kurzfristigen Neuwahl hingewiesen. Besonders die Vorbereitungen während der Weihnachtszeit und die damit verbundenen eingeschränkten Arbeitskapazitäten könnten zu Problemen führen, so Brand. Sie betonte die Notwendigkeit, die vollen 60 Tage zwischen der Auflösung des Bundestages und der Neuwahl nutzen zu können, um eine ordnungsgemäße Durchführung zu gewährleisten. Wie das ZDF berichtet, sieht Brand die Gefahr, dass „das Vertrauen in die Integrität der Wahl verletzt werden könnte“.
Die Union fordert eine sofortige Vertrauensfrage durch Scholz, um den Weg für Neuwahlen bereits Mitte Januar freizumachen. Scholz hingegen schlägt einen späteren Zeitpunkt vor und will zunächst mit den Bundestagsfraktionen über noch zu beschließende Gesetzesvorhaben beraten. Im Rahmen dieser Gespräche soll dann auch der Termin für die Vertrauensfrage festgelegt werden. Scholz brachte den 15. Januar ins Spiel, was Neuwahlen bis spätestens Ende März bedeuten würde. Die Welt zitiert FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, der Scholz in der Debatte um den Neuwahltermin als "unglaubwürdig" bezeichnet.
Die Bundeswahlleiterin warnt vor verschiedenen Risiken, die mit einem zu frühen Wahltermin verbunden wären. Dazu gehören unter anderem die rechtzeitige Bereitstellung der IT-Infrastruktur, die Beschaffung von Wahlunterlagen, die Bestellung und Schulung von Wahlhelfern sowie die Organisation geeigneter Wahlräume. Auch die Gefahr fehlerhafter Wahlvorschläge und Probleme bei der Briefwahl, insbesondere ins Ausland, sieht Brand als mögliche Konsequenz eines zu engen Zeitplans. Der Bayerische Rundfunk berichtete ebenfalls über Brands Bedenken und zitierte aus ihrem Brief an Scholz.
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