Die Bilder von Campino, dem Frontmann der Toten Hosen, im Frack beim Staatsbankett mit König Charles III. im vergangenen Jahr sorgten für einiges Aufsehen und auch Spott. Der Musiker, bekannt für seine Punkrock-Vergangenheit, wirkte in der formellen Abendgarderobe für viele ungewohnt. Nun äußert sich Campino selbst zu den Reaktionen und den Gründen für seine Kleiderwahl. Wie die dpa berichtet, erklärte der 62-Jährige in Düsseldorf: „Es gibt einfach Dinge, die einem wichtig sind und die man dann tun muss, ganz egal, was es da für einen Shitstorm gibt.“
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete ebenfalls über das Ereignis und die darauffolgenden Reaktionen. Demnach war der Frack für das Staatsbankett vorgeschrieben. Campino selbst betont die Bedeutung des Dresscodes: „Der Frack war vorgeschrieben, das war der Dresscode. Dass sich dann so viele Leute lustig machen über mich im Frack, war mir scheißegal. Ich wäre da bestimmt nicht in Jeans aufgelaufen. Da hätte ich mich erst recht lächerlich gemacht.“
Für Campino spielte bei seiner Entscheidung aber nicht nur die Kleiderordnung eine Rolle, sondern auch seine familiäre Geschichte. Als Sohn einer deutschen Mutter und eines britischen Vaters fühlt er sich beiden Ländern eng verbunden. Gegenüber der dpa erklärte er: „Ich bin halb Engländer, halb Deutscher. Meine Mutter kam 1947 aus England nach Deutschland, als hier alles noch kaputt war. Die Geschichte zwischen diesen beiden Ländern, das schwierige Verhältnis, die feindselige Stimmung in den 60ern, die sich langsam auflöste, dass mit der Zeit wieder Gemeinsamkeiten entdeckt wurden, die Entspannung, sogar die Freundschaft: All diese Dinge bewegen mich natürlich ganz besonders.“
Das Staatsbankett in Berlin, bei dem die Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Deutschland und Großbritannien im Mittelpunkt standen, sah Campino als Anlass, seinen persönlichen Beitrag zu leisten. Die Erinnerung an seine verstorbene Mutter spielte dabei eine entscheidende Rolle. „Wenn dann an einem solchen Abend in Berlin die Zusammenarbeit und Freundschaft beider Länder unterstrichen werden soll, dann ist das ja wohl auch eine Aufforderung an mich, meinen Beitrag zu leisten. Ich habe in dem Moment einfach nur an meine verstorbene Mutter gedacht. Die hätte sich sehr gefreut und deshalb habe ich es gemacht“, so Campino laut dpa.
Die Entscheidung, im Frack zu erscheinen, war für Campino somit eine Kombination aus Respekt vor dem Anlass und dem Gastgeberland, aber auch eine persönliche Geste, die von seiner deutsch-britischen Herkunft und der Erinnerung an seine Mutter geprägt war. Die Reaktionen anderer, insbesondere der Spott, spielten für ihn dabei eine untergeordnete Rolle.
Quellen:
- dpa