September 27, 2024
Chinesische Aktienmärkte erleben den stärksten Anstieg seit einem Jahrzehnt

Chinesische Aktien haben eine außergewöhnliche Woche hinter sich und verzeichnen die stärksten Kursgewinne seit über einem Jahrzehnt. Der CSI 300, ein Index, der die 300 größten an den Börsen Shanghai und Shenzhen gehandelten Unternehmen umfasst, kletterte um rund 15 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Dies ist der höchste Wochenanstieg seit November 2008, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet.

Ausschlaggebend für die positive Entwicklung an den chinesischen Aktienmärkten ist ein Bündel an Maßnahmen, mit denen die chinesische Regierung die Wirtschaft ankurbeln will. So senkte die chinesische Zentralbank am Freitag den Mindestreservesatz für Banken, um die Kreditvergabe zu stimulieren. Bereits am Dienstag hatte die Zentralbank ein umfassendes Konjunkturpaket geschnürt.

Die Maßnahmen der Zentralbank erfolgten nach einem Treffen des Politbüros der Kommunistischen Partei, bei dem die wirtschaftliche Lage des Landes überraschend auf die Tagesordnung gesetzt wurde. Beobachter werteten dies als Zeichen dafür, dass die Führung in Peking die Konjunktursorgen ernst nimmt und bereit ist, mit aller Macht gegenzusteuern.

„Die Stimmung ist unumstritten bullish“, kommentierte Stephen Innes vom Finanzdienstleister SPI Asset Management die Entwicklung an den Märkten. Chinesische Aktien hätten nach den Konjunkturimpulsen ihre beste Woche der Dekade erlebt.

Auch an den anderen großen Aktienmärkten in der Region Asien-Pazifik zogen die Kurse am Freitag an. Der japanische Nikkei-Index schloss um 0,9 Prozent höher. Der MSCI-Index für asiatisch-pazifische Aktien außerhalb Japans stieg um 1,1 Prozent auf den höchsten Stand seit Februar 2022.

„Peking scheint endlich entschlossen zu sein, seine Konjunkturpakete in rascher Folge zu verabschieden“, sagte Ting Lu, Chefökonom für China bei der Finanzgruppe Nomura. „Dass Peking die ernste Lage der Wirtschaft und den mangelnden Erfolg eines stückweisen Vorgehens erkannt hat, sollte von den Märkten gewürdigt werden.“

Allerdings gibt es auch Skeptiker, die bezweifeln, dass die Konjunkturmaßnahmen ausreichen werden, um die strukturellen Probleme der chinesischen Wirtschaft zu lösen.

So warnte etwa John Woods, Chief Investment Officer für Asien beim Vermögensverwalter Lombard Odier, dass es sich bei der Erholung der chinesischen Aktienmärkte um eine vorübergehende Erscheinung handeln könnte. „Solange es keine bedeutenden strukturellen Veränderungen gibt, werden wir meiner Meinung nach auf den Märkten eine ähnliche Situation wie in Japan haben“, sagte Woods.

Auch Karsten Junius, Ökonom der Schweizer Bank J. Safra Sarasin, warnte vor übertriebenen Erwartungen. „Unserer Ansicht nach dürfen diese Bemühungen nicht unterschätzt werden, wobei die kurzfristigen Risiken für chinesische Aktien selbst nach der sprunghaften Erholung in dieser Woche eher nach oben tendieren“, sagte Junius.

Trotz der Skepsis einiger Experten überwiegt an den Märkten die Zuversicht, dass die chinesische Wirtschaft wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren wird.

„Die jüngsten geldpolitischen Lockerungsmaßnahmen der chinesischen Regierung zeigen, dass Peking entschlossen ist, der Wirtschaft neuen Schwung zu verleihen“, sagte Maurizio Porfiri, Chefanlagestratege bei Maverix Securities.

Ob die Konjunkturspritze der chinesischen Regierung tatsächlich nachhaltig wirken wird, bleibt abzuwarten. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob die Maßnahmen ausreichen, um das Vertrauen der Investoren in die chinesische Wirtschaft wiederherzustellen.

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