Der 150. Geburtstag von Winston Churchill, der Ikone des britischen Widerstands im Zweiten Weltkrieg, am 30. November wird deutlich stiller begangen als frühere Jubiläen. Obwohl seine Bronzestatue weiterhin prominent auf dem Londoner Parliament Square steht, ist das Bild des charismatischen Kriegshelden, wie Jannis Koltermann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) feststellt, angekratzt.
Churchills Leben begann, wie die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) beschreibt, mit einem dramatischen Auftritt: Wochen zu früh geboren, erblickte er während eines Tanzabends auf Schloss Blenheim, dem prachtvollen Anwesen seiner Vorfahren, das Licht der Welt. Auch seine politische Karriere verlief alles andere als geradlinig. Vom Journalisten über den Offizier bis zum Politiker bekleidete er verschiedene Positionen, bevor er schließlich das Amt des Premierministers übernahm.
Die Churchill War Rooms in London, heute ein Museum, geben Zeugnis von den schweren Entscheidungen, die Churchill während des Zweiten Weltkriegs zu treffen hatte. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet, dass dort sogar noch die Abdrücke seiner Fingernägel auf der Armlehne seines Stuhls zu sehen sind – ein Zeichen der enormen Belastung, die auf ihm lastete. Er motivierte die kriegsmüden Briten zum Widerstand gegen Hitler und trug entscheidend zum Sieg der Alliierten bei.
Churchills Vermächtnis ist jedoch komplex. Während er für viele der Retter der Demokratie ist, wird er von anderen kritisch betrachtet, wie die Berliner Zeitung schreibt. Spätestens seit den „Black Lives Matter“-Protesten wird seine Rolle als Kolonialist und Rassist, insbesondere im Kontext seiner Indien-Politik, intensiv diskutiert. So wurde 2020 in London eine Churchill-Statue mit dem Schriftzug „Rassist“ beschmiert.
Die FAZ zitiert ein Paar, das amüsiert Churchills Alkoholkonsum thematisiert. Diese Anekdote verdeutlicht die zwiespältige Wahrnehmung seiner Person. Für die einen bleibt er eine legendäre Figur, von anderen wird er kritisch hinterfragt. Ein stiller Geburtstag, der die vielschichtigen Facetten dieses historischen Giganten widerspiegelt.
Auch Radio Drei erinnert in einem Feature an Churchills 150. Geburtstag und hebt seine rhetorische Begabung hervor, mit der er die Briten im Kampf gegen Hitler stärkte. Die Evangelische Zeitung zeichnet den Weg Churchills vom „Großmaul“ zum Kriegshelden nach und schildert seinen exzentrischen Lebensstil, geprägt von langen Arbeitszeiten und hohem Alkoholkonsum.
Die Volkshochschule Ludwigsburg bietet einen Vortrag an, der sich kritisch mit Churchills Leben und Wirken auseinandersetzt. Der Historiker Dr. Hartmut Jericke wird die verschiedenen Facetten dieser komplexen Persönlichkeit beleuchten und der Frage nachgehen, wer Churchill heute noch ein Geburtstagsständchen singen würde.
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