Nach dem massiven Schneechaos im Dezember 2023, das Bayern lahmlegte und den Bahnverkehr tagelang zum Erliegen brachte, stellt sich die Frage: Ist die Deutsche Bahn für den kommenden Winter besser vorbereitet? Wie die "Zeit" am 23. November 2024 berichtete, musste die Bahn im Nachgang des Chaos im Landtag Rede und Antwort stehen. Gesperrte Strecken, kaputte Züge und mangelnde Informationen führten zu erheblichen Problemen für die Fahrgäste. Ein Bahnsprecher räumte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ein, dass das Ereignis ein „Extremwetterereignis mit Schneemengen jenseits aller Prognosen“ gewesen sei. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass die Bahn Lehren aus dem Winter 2023 gezogen und interne Prozesse angepasst habe.
Ein zentraler Kritikpunkt im vergangenen Jahr war die unzureichende Schneeräumung der Gleise. Um hier Verbesserungen zu erzielen, sollen die Strecken nachts häufiger befahren werden, um Schnee und Eis zu entfernen. Zusätzlich stehen laut Bahn drei weitere Räumfahrzeuge mit Schneebesen in Bayern bereit. Auch die Koordination der Räumarbeiten wurde optimiert. Das Streckennetz rund um München wurde in Bereiche mit fest zugeordneten Räumfahrzeugen unterteilt, um im Ernstfall schneller reagieren zu können. Darüber hinaus sollen die Arbeitsstäbe für Räum- und Reparaturarbeiten bereits bei weniger dramatischen Schneevorhersagen als bisher aktiviert werden, wie ein Bahnsprecher der dpa mitteilte.
Neben den verschneiten Gleisen sorgten im Dezember 2023 auch Frostschäden an den Zügen für langanhaltende Probleme. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) kritisierte die Bahn damals scharf für die Ausfälle. Als Reaktion darauf hat die Bahn die sogenannten Frostbereitschaften bei abgestellten Zügen intensiviert. Die Gleise zu Abstellplätzen und Reparaturwerken sollen schneller geräumt werden. Ein BEG-Sprecher bestätigte gegenüber der dpa, dass die im bayerischen Nahverkehr aktiven Unternehmen nachgesteuert hätten und in wichtigen Werkstätten mehr Fachkräfte für Zugreparaturen zur Verfügung stünden.
Auch die Situation an den Bahnhöfen soll sich verbessern. Im vergangenen Winter steckten viele Reisende, darunter insbesondere Personen mit eingeschränkter Mobilität und Familien mit kleinen Kindern, an verschneiten Bahnsteigen fest. Die Bahn hat die Winterdienstzentrale personell verstärkt und rund 50 zusätzliche handgeführte Schneeschleudern angeschafft, um die Bahnsteige schneller von Schnee zu befreien. Wie der Merkur am 23. Oktober 2024 berichtete, äußerte der Bundestagsabgeordnete Karl Bär (Grüne) jedoch Zweifel an der Wirksamkeit der Maßnahmen und kritisierte die aus seiner Sicht mangelnde Anschaffung neuer Schienenräumfahrzeuge.
Ein weiterer Aspekt ist die Vegetation entlang der Gleise. Um Schneebruch und damit verbundene Schäden an Oberleitungen zu verhindern, investiert die Bahn seit 2018 verstärkt in den Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern. Problematisch ist jedoch, dass viele Bäume, die auf Gleise und Oberleitungen fallen könnten, auf Privatgrund stehen. Die Bahn ist daher mit der Staatsregierung im Gespräch, um Gesetzesänderungen zu erreichen, die einen leichteren Rückschnitt auch auf privaten Flächen ermöglichen. Laut einem Bericht des Bayerischen Rundfunks vom 22. Oktober 2024 befürchtet Bär trotz der angekündigten Maßnahmen ein erneutes Schneechaos.
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