Im Herzen des Berliner Regierungsviertels, im Haus der Bundespressekonferenz, wo sonst Politikerinnen und Politiker vor Journalistinnen und Journalisten Rede und Antwort stehen, wird die Bühne frei für ein politisch brisantes Theaterstück. Unter dem Titel „Ein Volksbürger“ inszeniert die Performance-Gruppe Nico and the Navigators den Aufstieg eines populistischen Ministerpräsidenten, der die Grenzen des Rechtsstaatsprinzips auf die Probe stellt. In der Hauptrolle: „Tatort“-Star Fabian Hinrichs.
Das Stück, dessen Uraufführung am vergangenen Freitag stattfand, basiert auf dem Essay „Ein Volkskanzler“ von Max Steinbeis und ist als Abfolge mehrerer Pressekonferenzen konzipiert. Im Zentrum steht der Ministerpräsident eines fiktiven deutschen Freistaats, dessen Alleingänge „tiefgreifende Konsequenzen für das föderale System“ nach sich ziehen, wie es in der Stückbeschreibung heißt.
„Wir machen kein Kabarett, zeigen keine Dokumentation, sondern inszenieren eine merkwürdige Zwischenform in diesem Raum mit dem blauen Hintergrund, den jeder ja kennt, der die Nachrichten verfolgt“, erklärte Fabian Hinrichs im Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Gerade in der aktuellen Zeit, an diesem Ort, sei es wichtig, eine klare politische und moralische Haltung zu beziehen, so Hinrichs weiter. Obwohl er es normalerweise ablehne, politische Statements in seine Theaterarbeit einfließen zu lassen, sehe er in diesem Fall eine Ausnahme. „Aber in diesem Fall ist das ganz klar eher ein ausdrücklich politisches Projekt. Es ist einfach die richtige Zeit für ein kleines Stück über die Verfassung und wie leicht, wie unmerklich sie in Gefahr gebracht werden kann.“, so der Schauspieler gegenüber dem RND.
Die Inszenierung im Haus der Bundespressekonferenz wirft die Frage auf, wie anfällig unsere Demokratie für populistische Strömungen ist und welche Mechanismen greifen müssen, um sie zu schützen. Fabian Hinrichs verkörpert dabei den Typus des charismatischen Populisten, der mit seinen Worten die Massen zu begeistern weiß, aber gleichzeitig die Grundfesten des Rechtsstaates untergräbt.
„Ein Volksbürger“ ist nicht nur ein Theaterstück, sondern ein Spiegelbild unserer Zeit, das zum Nachdenken anregt und die Zuschauerinnen und Zuschauer mit der Frage zurücklässt, wie sie selbst zu den Herausforderungen unserer Demokratie stehen.
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