Die mögliche Übernahme der Commerzbank durch die italienische Unicredit hat in Deutschland eine heftige Debatte ausgelöst. Ein zentrales Argument gegen den Deal ist die angeblich zentrale Rolle der Commerzbank für die Finanzierung des deutschen Mittelstands. Doch wie wichtig ist die Bank tatsächlich für den Mittelstand?
Tatsächlich ist die Commerzbank im Vergleich zu ihren Konkurrenten im Firmenkundengeschäft relativ stark aufgestellt. Laut einer Studie der Unternehmensberatung zeb. aus dem Jahr 2022 kam die Commerzbank beim Marktanteil im deutschen Firmenkundengeschäft auf einen Anteil von rund 13 Prozent. Größer waren nur die Deutsche Bank und die Sparkassen-Finanzgruppe.
Allerdings relativiert sich die Bedeutung der Commerzbank für den Mittelstand, wenn man den gesamten deutschen Kreditmarkt betrachtet. So machen Kredite an Unternehmen bei der Commerzbank nur etwa 15 Prozent der Bilanzsumme aus. Zum Vergleich: Bei den deutschen Sparkassen liegt dieser Wert bei über 50 Prozent.
Zudem ist der deutsche Mittelstand längst nicht mehr so abhängig von Bankenfinanzierung wie früher. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihre Eigenkapitalausstattung deutlich verbessert und können Investitionen zunehmend aus eigener Kraft stemmen. Zudem haben sich alternative Finanzierungsformen wie beispielsweise Unternehmensanleihen oder Direktkredite etabliert.
Natürlich wäre es falsch zu behaupten, dass die Commerzbank für den deutschen Mittelstand keine Rolle spielt. Die Bank ist ein wichtiger Kreditgeber für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und spielt auch im Zahlungsverkehr und im Außenhandel eine wichtige Rolle. Doch die Bedeutung der Commerzbank für den Mittelstand sollte nicht überbewertet werden. Der deutsche Mittelstand ist heute deutlich diversifizierter und unabhängiger von einzelnen Banken als noch vor einigen Jahren.
Quellen:
