Der Riemenfisch, ein Bewohner der Tiefsee, umgibt ein Mythos des Unglücks. Doch für Forschende ist das Auftauchen dieser seltenen Kreaturen ein Grund zur Freude. Wie die Zeit (https://www.zeit.de/news/2024-11/23/von-wegen-weltuntergang-forschende-begeistert-ueber-fische) berichtet, wurden in Kalifornien innerhalb weniger Monate gleich drei Exemplare an Land gespült.
Für Ben Frable von der Scripps Institution of Oceanography in San Diego, so die dpa, ist die Begegnung mit diesen „recht geheimnisvollen“ Tieren ein aufregendes Ereignis. Die drei Riemenfische (Regalecidae) wurden tot an kalifornischen Stränden gefunden. Der letzte Fund, ein etwa drei Meter langes Exemplar, wurde Anfang November von einer Doktorandin der Scripps Institution in Encinitas entdeckt.
Riemenfische, die bis zu neun Meter lang werden können, erinnern in ihrer Erscheinung an Seeschlangen. Sie besitzen eine silberne, schuppenlose Haut, große Augen und ein ungewöhnlich geformtes Maul. Charakteristisch ist die leuchtend rote Rückenflosse, die sich vom Kopf bis zur Schwanzspitze erstreckt.
Die seltenen Funde bieten den Forschenden der Scripps Institution die Möglichkeit, mehr über diese mysteriösen Fische zu erfahren. Proben wurden entnommen, eingefroren und untersucht.
Das Wissen über Riemenfische ist begrenzt. Sie leben in Tiefen von bis zu 900 Metern, ernähren sich hauptsächlich von Krill und kommen in tropischen und gemäßigten Gewässern weltweit vor, auch im Mittelmeer. Fragen nach der Populationsgröße, den Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind, und ihrem Verhalten in ihrem natürlichen Lebensraum sind noch weitgehend unbeantwortet.
Lebende Riemenfische zu beobachten, ist eine extreme Seltenheit. Meist werden sie tot an Stränden gefunden. Das Scripps Institut verzeichnet seit 1901 nur 22 solche Fälle in Kalifornien. Weltweit gibt es laut Frable jährlich einige Sichtungen an verschiedenen Küsten. Erst 2008 gelang es einem Forschungsteam, einen lebenden Riemenfisch mit einem Tauchboot zu filmen.
Die Gründe für das gehäufte Auftreten der Riemenfische in Kalifornien sind unklar. Mögliche Erklärungen, so Frable, sind Veränderungen der Meeresströmungen, klimatische Ereignisse oder ein Anstieg der Riemenfischpopulation vor der kalifornischen Küste. Auch die Todesursache der Tiere bleibt rätselhaft.
Riemenfische sind mit Seefahrerlegenden und dem Mythos des Weltuntergangs verbunden. In Japan wurden diese Geschichten nach dem Fund mehrerer Riemenfische vor dem schweren Erdbeben 2011 wieder verstärkt erzählt.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Fische und Naturkatastrophen? Frable verneint dies entschieden und verweist auf eine japanische Studie, die das Auftreten von Erdbeben und die Sichtung gestrandeter Tiefseefische zwischen 1928 und 2011 verglich. Die Studie fand keine Korrelation und bezeichnet die japanische Folklore als Aberglauben.
Trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse bleiben die Mythen um die Riemenfische bestehen. Für Frable hat dies auch positive Aspekte: „Die Leute reden über diese Fische und lernen dadurch mehr über die Vielfalt der Meerestiere in den Ozeanen.“
Quellen: