September 27, 2024
Eintracht Frankfurt startet mit Unentschieden in der Europa League

3:3 in Europa League: Die Eintracht verzockt sich gegen Pilsen

Fünf Spiele hat es gedauert, bis Trainer Dino Toppmöller alle seine drei Stürmer von der Leine ließ. Bisher hatte Igor Matanović immer von der Bank aus zugesehen, wie die Kollegen Hugo Ekitiké und Omar Marmoush zu zweit stürmten. Dass Toppmöller das erste Mal drei Stürmer aufstellte, just, als die Eintracht in die Europa League zurückkehrte, war reich an Symbolik. Schließlich war die Eintracht mit den drei Stürmern Ante Rebić, Luka Jović und Sebastian Haller vor mittlerweile sechs Jahren durch die Europa League gewirbelt, nur aufgehalten von Chelsea London im Halbfinale. Es war die Geburtsstunde der großen Begeisterung rund um den Wettbewerb, den die Frankfurter 2022 schließlich gewannen – und in den sie nun nach zweijähriger Pause zurückkehrten. Am Ende herrschte am Donnerstagabend aber Ernüchterung in der Frankfurter Arena. 3:1 hatte die Eintracht schon geführt gegen Viktoria Pilsen, doch in den letzten Minuten musste sie noch zwei Gegentreffer hinnehmen, so blieb statt des schon sicher geglaubten Sieges nur ein 3:3 zum Auftakt des diesjährigen Wettbewerbs.

Eine Premiere sollte das Spiel gegen Pilsen nicht nur für das Trio im Sturm sein, sondern auch für Neuzugang Mahmoud Dahoud. Der Mittelfeldmann, 28 Jahre alt, war auf den letzten Drücker der Sommer-Transferperiode zur Eintracht gekommen, um dem Frankfurter Spiel eine kreativere Note zu geben. Und noch ein drittes Debüt gab es: Das erste Mal in seiner Karriere lief Tuta als Kapitän in einem Pflichtspiel auf. Robin Koch zwickte es an der Hüfte, Mario Götze war erkältet, Kevin Trapps Oberschenkel heilt weiter. Und so durfte der Brasilianer, neben Ansgar Knauff der letzte Verbliebene der Finalstartelf von 2022, die Binde tragen.

Das Trio funkt noch nicht

Startelf-Debütant Dahoud bemühte sich, versuchte immer wieder, kluge Steckpässe zu spielen, scheiterte aber am tief stehenden Block der Pilsener. Aus taktischer Sicht war das Spiel die Feuertaufe für die junge Frankfurter Mannschaft. Den spielstarken Mannschaften aus Hoffenheim, Wolfsburg, und Mönchengladbach hatte sie den Ball überlassen, um sie dann kaltblütig und pfeilschnell mit Kontern zu überlisten. In jedem der bisherigen vier Bundesligaspiele hatte der Frankfurter Gegner mehr Ballbesitz.

Pilsen wiederum zeigte wenig Interesse, den Ball lang zu halten, verteidigte lieber gewissenhaft aus einem tiefen Fünferblock und schaute sich in Ruhe an, was die Eintracht mit dem Ball so zu bieten hatte. Relativ wenig – ein Fehlpass hier, ein Stockfehler da, es hakte im Offensivspiel. Das Trio um Matanović, Ekitiké und Marmoush funkte noch nicht so recht, die eingespielten Marmoush und Ekitiké kamen oft vom Flügel, spielten seltener zusammen. Rutschte der Ball einmal durch, zielten die Angreifer nicht genau genug.

So lief das 38 regnerische Minuten lang, bis Ekitiké nach feinem Zuspiel von Rechtsverteidiger Rasmus Kristensen vom rechten Flügel aus kommend ins lange Eck schoss. Eine starke Einzelaktion des französischen Stürmers. Aber nur zwei Minuten hielt die Führung, schon war alles beim Alten: Der Kapitän der Tschechen, Pavel Šulc, schoss trocken aus gut zwanzig Metern ins lange Eck (41.).

Ein Mittel, das die Eintracht vernachlässigt

Nach sechzig Minuten löste Toppmöller seinen Dreiersturm auf, nahm Matanović vom Feld. Neu im Spiel war Junior Dina Ebimbe, der direkt den rechten Flügel runtersprintete. Viele dieser Läufe waren in der ersten Spielhälfte versandet, es braucht schließlich auch jemanden, der die Räume erkennt und in der Lage ist, die passende Vorlage zu servieren. Ekitiké ist so einer. Mit einem dieser Zuckerpässe, die an die besten Tage von Filip Kostić erinnerten, bediente der Franzose den startenden Ebimbe, der nur noch einschieben musste (62.).

Die Eintracht war jetzt im Spiel, spielte Pilsen schwindelig. Nur vier Minuten später fiel das 3:1. Nach einer Ecke kam Kristensen an der Strafraumgrenze zum Schuss, der Ball schlug im Tor ein. Die Erleichterung war den Frankfurtern anzusehen, sie hatten in den vergangenen Wochen oft und gerne von den magischen Nächten im Waldstadion geschwärmt. Und jetzt schienen sie wieder einmal eine dieser besonderen Nächte zu erleben. Doch die Eintracht wäre nicht die Eintracht, wenn sie es nicht immer wieder spannend machen würde.

In der 87. Minute traf Prince Adu für die Gäste zum 2:3, und als alle schon mit dem Schlusspfiff rechneten, fiel doch noch der Ausgleich. Nach einem Einwurf von der linken Seite war die Eintracht-Defensive unsortiert, der Ball kam zu Vaclav Jemelka, der zum 3:3 traf (90.+3). „Das ist extrem bitter, weil wir gut gespielt haben“, sagte Sportvorstand Markus Krösche. „Nach dem 3:1 haben wir zu wenig gemacht und auch ein bisschen naiv verteidigt.“

Ähnlich sah es Kristensen: „3:1 fünf Minuten vor dem Ende. Das müssen drei Punkte sein.“ Doch die Eintracht verpasste es, den Sack zuzumachen und sich für eine starke Leistung zu belohnen. So steht am Ende ein Unentschieden, das sich für die Eintracht wie eine Niederlage anfühlt. Bereits am kommenden Donnerstag steht für die Hessen in dem reformierten Wettbewerb die zweite Aufgabe bei Besiktas Istanbul an.

Quelle: dpa, Frankfurter Allgemeine Zeitung

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