Magdeburg, eine Stadt im Spannungsfeld zwischen dem Wunsch nach Zuwanderung zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und den Vorbehalten gegenüber Migration. Im Zentrum dieser Debatte steht das Welcome Center Sachsen-Anhalt, das Arbeitsmigranten bei der Integration in die Region unterstützt. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (F.A.S.) berichtet, ist die Arbeit des Welcome Centers eng verknüpft mit der politischen Landschaft Sachsen-Anhalts, in der die AfD einen erheblichen Wähleranteil verzeichnet.
Die F.A.S. zeichnet in ihrem Artikel vom 23.11.2024 das Bild zweier gegensätzlicher Positionen: Auf der einen Seite steht Oliver Kirchner, AfD-Fraktionsvorsitzender im Magdeburger Landtag, der eine restriktive Einwanderungspolitik befürwortet und die "Ausschöpfung des einheimischen Fachkräftepotentials" fordert. Auf der anderen Seite Kerstin Mogdans, Koordinatorin im Welcome Center, die sich für eine Willkommenskultur einsetzt und ausländische Arbeitskräfte bei der Jobsuche und Integration unterstützt.
Die demografische Entwicklung in Sachsen-Anhalt unterstreicht die Notwendigkeit von Zuwanderung. Laut F.A.S. wird das Bundesland bis 2040 voraussichtlich zwölf Prozent seiner Bevölkerung verlieren, während der Anteil der über 65-Jährigen stark zunimmt. Migration erscheint als ein wichtiger Faktor, um diesem Trend entgegenzuwirken.
Das Welcome Center Sachsen-Anhalt versteht sich als zentrale Anlaufstelle für Fachkräfte aus dem In- und Ausland, wie auf der Webseite welcomecenter-sachsen-anhalt.de beschrieben wird. Die Einrichtung bietet Beratung und Begleitung in allen Fragen der Zuwanderung, betrieblichen Integration sowie zum Leben und Arbeiten in Sachsen-Anhalt. Das Integrationsportal Sachsen-Anhalt integrationsportal.sachsen-anhalt.de hebt die Rolle des Welcome Centers bei der Navigation durch die bürokratischen Hürden der Zuwanderung hervor.
Die F.A.S. schildert den Fall von Habib C., einem indischen Lehrer, der dank der Unterstützung des Welcome Centers die bürokratischen Hürden bei der Anerkennung seiner Qualifikationen und der Erteilung eines Arbeitsvisums überwinden konnte. C.s Fall verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen ausländische Fachkräfte stehen, selbst wenn sie die deutsche Sprache fließend beherrschen. Bürokratie, komplizierte Behördensprache und lange Wartezeiten können abschreckend wirken und dazu führen, dass qualifizierte Migranten in Hilfsberufen arbeiten müssen oder das Land wieder verlassen.
Neben der Bürokratie spielt auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Zuwanderung eine wichtige Rolle. Während Kerstin Mogdans im Welcome Center nach eigenen Angaben nur selten von Diskriminierungserfahrungen berichtet bekommt, verweist die F.A.S. auf eine Zunahme fremdenfeindlicher Straftaten in Sachsen-Anhalt.
Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg hat ebenfalls ein Campus Welcome Center eröffnet, wie die Universität auf ihrer Webseite ovgu.de mitteilt. Das neue Gebäude, das im September 2024 eingeweiht wurde, bündelt alle Service- und Beratungsangebote für internationale Studierende und Gastwissenschaftler. Die Universität betont die Bedeutung der Willkommenskultur und der Integration internationaler Studierender, die rund 30 Prozent der Studierendenschaft ausmachen. Die Stadt Magdeburg unterstützt die Integration neuer Studierender mit internationalen Willkommenswochen, die von der Universität, den Interkulturellen Studierenden (IKUS) und dem Studentenwerk organisiert werden, wie auf der Webseite der Stadt magdeburg.de zu lesen ist.
Das Welcome Center Sachsen-Anhalt ist Teil des Netzwerks "Willkommenskultur und Fachkräftegewinnung", das sich für die Stärkung der Willkommenskultur und die Integration von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt einsetzt (welcomecenter-sachsen-anhalt.de). Das Netzwerk bietet Fachinformationen, Vernetzungsmöglichkeiten und Zugang zur Zielgruppe für Akteure aus Behörden, Beratungsstellen und der Wirtschaft.
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