Die deutsche Filmbranche blickt laut Branchenvertretern mit großer Sorge in die Zukunft. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) am 29.11.2024 berichtete, ist die Zukunft der Filmförderung ungewiss. Produzenten und Dienstleister befürchten massive Probleme, sollte der Bundestag die Reform des Filmfördergesetzes (FFG) nicht verabschieden. Selbst eine Verlängerung des aktuellen, Ende Dezember auslaufenden Gesetzes ist nicht garantiert.
Die F.A.Z. beschreibt eine dramatische Verschlechterung der Lage innerhalb des letzten Jahres. Umfragen der Produktionsallianz und des Verbandes Technischer Betriebe für Film und Fernsehen (VTFF) zeigen, dass die meisten Unternehmen ihre wirtschaftliche Situation negativ bewerten. Besonders im Bereich der fiktionalen Produktionen beklagen viele einen Auftragsrückgang von internationalen Streamingdiensten. Ein Scheitern der Filmreform könnte laut F.A.Z. Produktionsabwanderung ins Ausland und damit erhebliche Produktionsverluste für Deutschland bedeuten.
Als Hauptgründe werden steigende Kosten bei gleichzeitig sinkenden Budgets der Auftraggeber genannt. Die F.A.Z. zitiert Björn Böhning von der Produktionsallianz, der befürchtet, die unsichere Situation der Filmförderung könnte alle Hoffnungen für das kommende Jahr zunichtemachen. Besonders die drohende Abwanderung von Filmprojekten ins Ausland sei alarmierend.
Auch die Dienstleister leiden unter der ausbleibenden Reform und der schlechten Wirtschaftslage. Viele Betriebe sehen ihre Situation als prekär an, und eine Verbesserung ist laut VTFF-Geschäftsführer Achim Rohnke nicht absehbar.
Der Filmnachwuchs teilt die Sorgen der Branche. In einem Appell an die Bundesregierung und die Bundestagsfraktionen, den die F.A.Z. zitiert, fordern Filmstudenten die Umsetzung der Reform. "Der deutsche Film steht vor dem Abgrund", heißt es in dem Schreiben. Die Reform sei die letzte Möglichkeit, die kulturelle Vielfalt, die Kreativität und die Arbeitsplätze der Branche zu sichern. Ohne die Reform drohe der Anschlussverlust an Europa und die Welt.
Die Studenten fürchten, trotz Ausbildung keine berufliche Perspektive in Deutschland zu haben. Sie sorgen sich um leere Kinosäle, schließende Produktionsfirmen und die Notwendigkeit, in Länder auszuwandern, die die Bedeutung von Kultur und Filmförderung erkannt haben.
Auch prominente Filmschaffende appellieren an die Politik und fordern die Umsetzung der Filmförderungsreform mit Steueranreizmodell und Investitionsverpflichtung. Wie die Deutsche Filmakademie am 06.11.2024 mitteilte, blicken sie mit Sorge in die Zukunft und befürchten Jobverluste. Alexandra Maria Lara, Präsidentin der Deutschen Filmakademie, betonte die Notwendigkeit, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Jakob Weydemann vom Produzent*innenverband unterstrich ebenfalls die Wichtigkeit der Reform für den deutschen Filmstandort.
Der Deutsche Bundestag diskutierte die Reform der Filmförderung in einer Anhörung am 07.10.2024, wie auf der Webseite des Bundestages berichtet wurde. Experten aus der Branche wurden angehört, um über die Verbesserung der Rahmenbedingungen zu beraten. Dabei gab es unterschiedliche Meinungen zu den Details der Reform, insbesondere zur Novellierung des FFG. Diskutiert wurden unter anderem die Mittelverschiebung im FFG, Sperrfristen und die finanzielle Ausstattung des Verleihs.
Ein ARD-Korruptionsthriller mit dem Titel "Am Abgrund" thematisiert die politische Korruption in Aserbaidschan und deren Auswirkungen auf den Europarat, wie die F.A.Z. am 21.02.2024 berichtete. Der Film feierte im Deutschen Bundestag Premiere.
Die Deutsche Filmakademie veröffentlichte am 28.06.2024 einen gemeinsamen Appell mit weiteren Branchenverbänden, in dem die Bundesregierung und die Bundesländer aufgefordert wurden, die drei Säulen der Filmförderreform – Filmförderungsgesetz, Anreizmodell und Investitionsverpflichtung – gemeinsam umzusetzen. Sie betonen die Notwendigkeit einer umfassenden Reform, um zukunftsfähige Rahmenbedingungen für die Branche zu schaffen.
Quellen:
- https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/produzenten-dienstleister-studenten-fordern-dringend-neue-filmfoerderung-110142468.html
- https://www.deutsche-filmakademie.de/meldungen/film-und-fernsehbranche-uebergibt-appell-an-die-politik/
- https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1022658
- https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/ard-korruptionsthriller-am-abgrund-von-daniel-harrich-19535515.html
- https://www.bundestag.de/parlament/plenum
- https://www.deutsche-filmakademie.de/meldungen/gemeinsamer-appell-filmreformjetzt-fuer-eine-staerkung-der-produktions-und-kinobranche-in-deutschland/