Nach über einem Jahr Krieg im Libanon ist eine von den USA vermittelte Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah in Kraft getreten. Gemäß Berichten der Tagesschau begann die zunächst auf zwei Monate befristete Waffenruhe am Morgen des 27. November 2024, nachdem es bis kurz vor Inkrafttreten noch zu Gefechten gekommen war. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Hisbollah ihre Präsenz an der Grenze zum Südlibanon aufgibt und israelische Truppen sich auf ihre Seite der Grenze zurückziehen. Die Einhaltung der Waffenruhe soll von libanesischen Streitkräften, UNIFIL-Blauhelmen und einer US-geführten Kommission überwacht werden.
Trotz der Waffenruhe behält sich Israel das Recht auf erneute Angriffe vor, sollte die Hisbollah die Vereinbarung brechen. In den Stunden vor Inkrafttreten flog Israel einige der heftigsten Angriffe auf Beirut seit Kriegsbeginn. Die Hisbollah wiederum behauptete, noch in der Nacht israelische Soldaten und Ziele in Israel mit Raketen beschossen zu haben. Nach Zustimmung des israelischen Sicherheitskabinetts verkündete US-Präsident Joe Biden die Waffenruhe. Er betonte das Ziel einer dauerhaften Beendigung der Feindseligkeiten und sieht in dem Abkommen eine Chance für eine Feuerpause, auch im Gazastreifen.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron unterstrich die Bedeutung der Waffenruhe für ein neues Kapitel im Libanon und für Israel. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu mahnte die Hisbollah zur Einhaltung der Vereinbarung und betonte Israels "volle militärische Handlungsfreiheit". Ein US-Regierungsvertreter erklärte, die USA hätten nicht direkt mit der Hisbollah verhandelt, sondern mit der libanesischen Regierung, die nun die Verantwortung für die Einhaltung der Waffenruhe in ihrem Land trage.
Die Vereinbarung orientiert sich an der UN-Resolution 1701 aus dem Jahr 2006, die ein dauerhaftes Ende der Gewalt anstrebte. Die Hisbollah soll sich zunächst hinter den Litani-Fluss zurückziehen, gefolgt von einem Abzug israelischer Bodentruppen innerhalb von 60 Tagen. Die israelische Armee betonte jedoch, dass ihre Truppen vorerst im Süden des Landes stationiert bleiben. Bewohner evakuierter Gebiete wurden aufgefordert, noch nicht zurückzukehren. Ein zentraler Aspekt der Einigung betrifft das Waffenarsenal der Hisbollah. Die libanesische Regierung soll alle Waffenverkäufe und -produktion überwachen, um zu verhindern, dass die Hisbollah oder andere bewaffnete Gruppen an neue Waffen gelangen.
Im Libanon wurden seit Kriegsbeginn über 3700 Menschen getötet und rund 15.500 verletzt. Israel tötete einen großen Teil der Hisbollah-Führung, darunter den langjährigen Anführer Hassan Nasrallah. Mehr als 800.000 Menschen im Libanon wurden durch den Krieg vertrieben, viele weitere flohen nach Syrien. In Israel gab es 76 Tote, über 700 Verletzte und erhebliche Sachschäden.
Die israelische Armee erklärte ein Grenzgebiet im Südlibanon zur Sperrzone und forderte die vor den Kämpfen geflohenen Einwohner auf, nicht in die über 60 Ortschaften in diesem Gebiet zurückzukehren. Jeder, der sich südlich der festgelegten Linie bewege, begebe sich in Gefahr. Am Donnerstag eröffnete die Armee das Feuer auf Personen, die mit Fahrzeugen in die Sperrzone vorgedrungen sein sollen. Dies stelle eine Verletzung der Waffenruhevereinbarung dar. Ein Hisbollah-Vertreter warf Israel vor, mit dem Beschuss gegen die Vereinbarung zu verstoßen.
Trotz mehrerer Zwischenfälle scheint die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah zu halten. Israel flog einen Luftangriff auf ein Waffenlager der Hisbollah, und die libanesische Armee meldete weitere Angriffe der israelischen Armee. Israel beklagt seinerseits Verstöße der Hisbollah gegen die Waffenruhe. Israels Regierungschef Netanjahu drohte mit der Wiederaufnahme des Krieges, sollte die Hisbollah die Vereinbarung brechen und habe die Armee angewiesen, sich auf einen "intensiven Krieg" vorzubereiten.
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