Mit einem überwältigenden Ergebnis von 96,6 Prozent der Stimmen wurde der 64-jährige Rudolf Rinnen aus Bitburg zum Spitzenkandidaten der Freien Wähler Rheinland-Pfalz für die Bundestagswahl gewählt. Von den 116 anwesenden Mitgliedern stimmten 112 für ihn, bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Der Parteitag fand in Bärenbach im Hunsrück statt.
Rinnen, der seit 36 Jahren kommunalpolitisch engagiert ist, unterstrich in seiner Rede die Bedeutung der kommunalen Verankerung der Freien Wähler. Er kritisierte die jüngsten Entwicklungen innerhalb der Partei, die zum Auflösen der Landtagsfraktion in Mainz führten, wie die „Zeit“ berichtet. Rinnen war dort als Mitarbeiter der Geschäftsstelle tätig, bevor er, nach eigener Aussage, erstmals in seinem Leben fristlos entlassen wurde.
Ungeachtet dessen gibt sich Rinnen kämpferisch und sieht Chancen, im Wahlkreis Bitburg das Direktmandat gegen den CDU-Kandidaten Patrick Schnieder, Bruder des CDU-Fraktionsvorsitzenden im rheinland-pfälzischen Landtag, zu gewinnen. Die Bundestagswahl sieht er als Zwischenstation auf dem Weg zurück in den Landtag. Ziel sei der Wiedereinzug der Freien Wähler in den rheinland-pfälzischen Landtag bei der Wahl 2026 und die Übernahme von Regierungsverantwortung, so der Trierische Volksfreund.
Der Landesvorstand der Freien Wähler Rheinland-Pfalz hatte Rinnen bereits im Vorfeld des Parteitags als Spitzenkandidaten vorgeschlagen, wie die Rheinpfalz berichtete. Rinnen arbeitete zuvor in der Geschäftsstelle der Landtagsfraktion der Freien Wähler, die sich nach dem Austritt zweier Abgeordneter aufgelöst hatte. Er ist Mitglied im Bitburger Stadtrat, dem auch der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Landtag, Joachim Streit, einst Landrat, angehörte. Streit ist mittlerweile Europaabgeordneter, sein Einfluss auf die Partei in Rheinland-Pfalz wird jedoch weiterhin als beträchtlich eingeschätzt.
Der Parteitag in Bärenbach war bereits der dritte Parteitag der Freien Wähler Rheinland-Pfalz innerhalb weniger Monate. Wie der Stern berichtet, fand Ende September ein Parteitag in Kordel statt, auf dem der Richtungsstreit innerhalb der Landespartei offen zutage trat und letztlich zum Rücktritt des damaligen Landesvorsitzenden Stephan Wefelscheid führte. Ende November wurde dann auf einem Sonderparteitag in Weilerbach eine neue Doppelspitze mit Christian Zöpfchen und Lisa-Marie Jeckel gewählt.