Die Lust der Deutschen auf lange Fahrten in der Freizeit nimmt ab. Wie die Zeit am 31. Oktober 2024 berichtete, sind viele Menschen nicht mehr bereit, stundenlang für Freizeitaktivitäten im Auto oder Zug zu sitzen. Eine repräsentative Umfrage der Stiftung für Zukunftsfragen von British American Tobacco (BAT) unter 3.000 Personen über 18 Jahren zeigt einen deutlichen Rückgang der akzeptierten Anfahrtszeiten für diverse Freizeitaktivitäten.
So gaben die Befragten an, für einen Musicalbesuch durchschnittlich nur noch eine Stunde Anreisezeit in Kauf zu nehmen. Besonders stark ist der Rückgang bei Open-Air-Konzerten: Hier sank die akzeptierte Fahrzeit um 22 Minuten auf nur noch 61 Minuten. Auch Sportveranstaltungen sind von diesem Trend betroffen. Die Befragten gaben an, nur noch 38 Minuten für die Anreise zu einem Sportereignis aufwenden zu wollen – 19 Minuten weniger als noch vor zehn Jahren. Ähnlich verhält es sich bei Theatervorstellungen, wo die akzeptierte Anfahrtszeit um 11 Minuten auf 42 Minuten zurückging. Wie der Tagesspiegel am 31. Oktober 2024 berichtete, sei die Bereitschaft zu langen Fahrten in der Freizeit deutlich gesunken.
Besuche bei Freunden und Verwandten bilden eine Ausnahme, hier nehmen die Befragten noch vergleichsweise lange Anfahrtszeiten in Kauf – 93 Minuten zu Verwandten und 79 Minuten zu Freunden. Allerdings ist auch hier ein Rückgang im Vergleich zu einer früheren Erhebung aus dem Jahr 2013 zu verzeichnen – rund 15 Minuten weniger nehmen die Befragten nun in Kauf. Die Stiftung für Zukunftsfragen führt diesen Rückgang auf die verstärkte Nutzung digitaler Kommunikationsmittel zurück, die persönliche Treffen teilweise ersetzen. Für den Besuch von Naherholungsgebieten, Bars oder Restaurants zeigen die Befragten hingegen weiterhin eine höhere Bereitschaft zu längeren Anfahrtswegen.
Professor Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen, interpretiert die Ergebnisse der Umfrage als Zeichen für ein verändertes Freizeitverhalten. Die zunehmende Verdichtung und Attraktivität von Angeboten im Alltag führe dazu, dass lange Anfahrtszeiten durch einen entsprechenden Mehrwert gerechtfertigt sein müssten. Dies sei nicht immer der Fall. Reinhardt sieht in dieser Entwicklung ein wachsendes Bedürfnis nach Effizienz, Erholung, Bequemlichkeit und häuslicher Gemütlichkeit. Das Motto laute: "Schnell hin und noch schneller zurück aufs Sofa", so Reinhardt laut der Rhein-Zeitung vom 31. Oktober 2024.
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