September 26, 2024
Großbritanniens Weg in eine CO2-neutrale Zukunft

England auf ungewisser Energiereise

Lange Zeit galt Großbritannien als Pionier der Kohleenergie. Vor über 140 Jahren erzeugte das erste Kohlekraftwerk der Welt in London Strom und läutete damit eine neue Ära ein. Über zwei Jahrhunderte lang bildete der fossile Brennstoff das Fundament der britischen Industrie und sicherte die Energieversorgung des Landes. Doch diese Ära neigt sich nun endgültig dem Ende zu. Am 30. September 2024 wird das letzte verbliebene Kohlekraftwerk in Ratcliffe-on-Soar, betrieben vom deutschen Uniper-Konzern, endgültig abgeschaltet. Damit vollzieht Großbritannien einen historischen Schritt und verabschiedet sich als eines der ersten westlichen Industrieländer vollständig von der Kohleverstromung.

Die Entscheidung zum Kohleausstieg ist Teil eines ehrgeizigen Plans der Labour-Regierung, die Stromproduktion bis 2030 komplett CO2-neutral zu gestalten. Dieses Ziel, so ambitioniert es auch sein mag, wird von vielen Seiten kritisch betrachtet. Experten warnen vor den immensen Kosten und der Instabilität, die mit einem solch rapiden Wandel des Energiesystems einhergehen.

Tatsächlich steht Großbritannien vor einer gewaltigen Herausforderung. Die Abkehr von fossilen Brennstoffen erfordert massive Investitionen in erneuerbare Energien und den Ausbau der Netzinfrastruktur. Der Ausbau von Wind- und Solarenergie schreitet zwar voran, doch reicht die erzeugte Energiemenge noch lange nicht aus, um den Bedarf des Landes zuverlässig zu decken. Hinzu kommt die Herausforderung der Speicherung: Wind- und Solarenergie unterliegen natürlichen Schwankungen, die durch effiziente Speichertechnologien ausgeglichen werden müssen.

Die Frage der Versorgungssicherheit treibt auch die Kritiker des schnellen Kohleausstiegs um. Sie befürchten, dass Großbritannien bei einem starken Anstieg des Energiebedarfs oder Ausfällen im Bereich der erneuerbaren Energien auf Importe angewiesen sein könnte. Die Abhängigkeit von anderen Ländern im Energiebereich birgt jedoch politische und wirtschaftliche Risiken, die nicht unterschätzt werden sollten.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtete am 26.09.2024, dass Fachleute vor den hohen Kosten und der Instabilität der Energieversorgung warnen, die mit dem Kohleausstieg einhergehen.

England befindet sich auf einer ungewissen Energiereise. Der Abschied von der Kohle ist ein notwendiger Schritt, um den Klimawandel einzudämmen. Doch der Weg zu einer CO2-neutralen Stromproduktion ist stetig und mit Herausforderungen verbunden. Es bleibt abzuwarten, ob die ambitionierten Ziele der Regierung erreicht werden können, ohne die Versorgungssicherheit und die wirtschaftliche Stabilität des Landes zu gefährden.

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