Die Grünen befinden sich im Umbruch. Nach dem Rücktritt des gesamten Bundesvorstands, darunter Ricarda Lang und Omid Nouripour, steht die Partei vor der Herausforderung, eine neue Führungsspitze zu wählen und sich für die kommende Bundestagswahl neu aufzustellen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, haben sich nach intensiven Verhandlungen und Spannungen zwischen den Parteiflügeln Kandidaten für die Nachfolge gefunden, die beim Parteitag Mitte November in Wiesbaden antreten wollen.
Als aussichtsreiche Kandidaten für den Parteivorsitz gelten Franziska Brantner und Felix Banaszak. Brantner, derzeit Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, repräsentiert den Realo-Flügel der Partei. Banaszak, Bundestagsabgeordneter aus Nordrhein-Westfalen, wird dem linken Flügel zugerechnet. Wie der Spiegel berichtet, haben Brantner und Banaszak bereits ein Personalpaket für die neue Führungsspitze geschnürt. Demnach sollen Sven Giegold und Heiko Knopf als stellvertretende Bundesvorsitzende kandidieren. Für das Amt der Politischen Geschäftsführerin ist Pegah Edalatian vorgesehen, die damit Emily Büning ablösen würde. Als Bundesschatzmeisterin wird Manuela Rottmann gehandelt.
Der Rücktritt des Bundesvorstands erfolgte nach einer Reihe von Wahlniederlagen, die die Partei in eine tiefe Krise gestürzt haben. Wie die Tagesschau analysiert, haben die Grünen an Zustimmung und Vertrauen verloren, insbesondere bei jungen Wählern. Die Regierungsbeteiligung in der Ampel-Koalition erzwang schmerzhafte Kompromisse, etwa bei Waffenlieferungen oder der Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Gleichzeitig geriet das Kernthema Klimaschutz in den Hintergrund und verlor an wahlentscheidender Bedeutung.
Die Grüne Jugend, die Nachwuchsorganisation der Partei, durchlebt ebenfalls einen Umbruch. Wie der Tagesspiegel berichtet, hat sich die Grüne Jugend Brandenburg nach dem Rücktritt ihrer bisherigen Spitze neu aufgestellt. Valerie Reichardt und Landelin Winter wurden zu neuen Landessprechern gewählt. Auch in Rheinland-Pfalz gibt es eine neue Doppelspitze: Sara Pasuki und Giuseppe Guzzo wurden, wie der SWR berichtet, nach dem Rücktritt der bisherigen Vorsitzenden gewählt. Die Grüne Jugend kritisiert den aktuellen Kurs der Partei und fordert eine stärkere Fokussierung auf linke Positionen.
Die Grünen stehen nun vor der Aufgabe, die Gräben zwischen den Parteiflügeln zu überwinden und eine überzeugende Strategie für die Bundestagswahl zu entwickeln. Der Fokus auf Wirtschaftsthemen, der sich in den Personalvorschlägen für die neue Führungsspitze andeutet, könnte ein Indiz für die zukünftige Ausrichtung der Partei sein. Ob dieser Kurs die Wähler zurückgewinnen kann, wird sich zeigen.
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