September 27, 2024
Günther Oettinger: Der Einflussreiche im Spannungsfeld von Politik und Wirtschaft

Günther Oettinger: Interessenvertreter mit eigenem Stil

Günther Oettinger, ehemaliger Ministerpräsident von Baden-Württemberg und EU-Kommissar, ist heute als Interessenvertreter für Unternehmen tätig. Der Begriff „Lobbyist“ ist ihm dabei allerdings zuwider, wie er in einem Gespräch mit der F.A.Z. deutlich machte. „Ich betreibe aber keine Lobbyarbeit. Ich bin nicht der, den man auf den Wandelgängen des Parlaments oder auch auf den Fluren der Kommission trifft.“, so Oettinger. Als ehemaliger Spitzenpolitiker kann er jedoch auf ein weitreichendes Netzwerk zurückgreifen und seine Kontakte für die Belange seiner Klienten einsetzen.

Oettingers Werdegang ist beeindruckend: Von 1991 bis 2005 war er Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, bevor er 2005 zum Ministerpräsidenten des Landes gewählt wurde. 2010 wechselte er nach Brüssel und übernahm bis 2014 das Amt des EU-Kommissars für Energie. Anschließend war er bis 2016 EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft und zuletzt von 2017 bis 2019 EU-Kommissar für Haushalt und Personal.

Diese langjährige Erfahrung in Politik und Wirtschaft macht ihn zu einem gefragten Ansprechpartner für Unternehmen. Oettinger selbst sieht sich als Berater, der seine Expertise und sein Netzwerk einsetzt, um die Interessen seiner Klienten zu vertreten. Dabei scheut er sich auch nicht, für umstrittene Unternehmen wie den chinesischen Onlinehändler Temu tätig zu werden.

Oettingers Nähe zur Wirtschaft und seine zahlreichen Kontakte zu Lobbyisten haben in der Vergangenheit immer wieder Kritik hervorgerufen. So wurde ihm vorgeworfen, als EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft einseitig die Interessen der Telekommunikationskonzerne vertreten zu haben. Auch seine Treffen mit Lobbyisten waren Gegenstand öffentlicher Debatten. So ergab eine Auswertung von Transparency International, dass Oettinger als EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft in einem halben Jahr 44 Mal mit Lobbyisten von Unternehmen oder Wirtschaftsverbänden zusammentraf, aber nur zwei Mal mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen. Oettinger wies die Kritik zurück und betonte, dass er mit allen Seiten im Gespräch sei.

Trotz der Kritik an seinem Wirken steht fest: Günther Oettinger ist ein einflussreicher Interessenvertreter mit einem weitreichenden Netzwerk. Seine Expertise und seine Kontakte machen ihn zu einem gefragten Ansprechpartner für Unternehmen, die ihre Interessen in Politik und Wirtschaft durchsetzen wollen.

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