Heinz Schenk: Ein komplexes Vermächtnis aus Humor und Verletzlichkeit
Heinz Schenk, dessen 100. Geburtstag am 11. Dezember begangen worden wäre, bleibt eine zwiespältige Persönlichkeit der deutschen Fernsehgeschichte. Er verkörperte als Moderator des „Blauen Bocks“ hessische Gemütlichkeit und erreichte ein Millionenpublikum. Gleichzeitig verbarg sich hinter dieser jovialen Fassade eine empfindsame Seite, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 10.12.2024 berichtete.
Schenk, dessen Show bis zu 20 Millionen Zuschauer anzog, war weit mehr als nur der Moderator des „Blauen Bocks“. Der Hessische Rundfunk (hr) zeichnet in seiner Dokumentation „Der 20 Millionen Mann – Heinz Schenk“ das Bild eines Multitalents: Radiomoderator, Conférencier, Sänger, Schauspieler und Komponist von über 800 Liedern. Seine Karriere begann in der Mainzer Fastnacht, die seinen Humor und seine Bühnenpräsenz prägte. Die Dokumentation beleuchtet aber auch die schwierige Kindheit und die Kriegserfahrungen, die ihn prägten und ihn früh dazu veranlassten, mit Humor Aufmerksamkeit zu suchen.
Mit dem „Blauen Bock“, den er ab 1966 moderierte, fand Schenk seine größte Bühne. Die Sendung, die stets aus einer anderen hessischen Stadt ausgestrahlt wurde, bot ein abwechslungsreiches Programm aus Schlager, Volksmusik, Sketchen und Schenks eigenen Liedern. Die FAZ beschreibt die Reime als zwischen liebevoll und Nonsens changierend, während die damaligen Männer-Frauen-Scherze heute oft als überholt wahrgenommen werden. Dennoch traf Schenk mit diesem Humor den Nerv der Zeit und wurde zum Publikumsliebling. Die Rodgau Monotones besangen ihn in ihrem Lied „Die Hesse komme“ sogar als „unseren David Bowie“, was, wie die Frankfurter Rundschau (FR) am 05.12.2024 berichtete, die ironische Wertschätzung für den bodenständigen Entertainer verdeutlicht.
Schenks Karriere war jedoch nicht ohne Kontroversen. Die FAZ schildert einen Vorfall im Jahr 1998 bei einer Aufführung von Jacques Offenbachs Operette „La Périchole“ in Frankfurt. Schenks improvisierte Anspielungen auf die JVA Weiterstadt und Helmut Kohl führten zu heftigen Reaktionen und einem Theaterskandal. Der sonst so schlagfertige Schenk wirkte durch die Kritik verunsichert und betroffen.
Im Gegensatz zu anderen Entertainern seiner Zeit schützte Schenk sein Privatleben vor der Öffentlichkeit. Wie Margit Sponheimer in der hr-Dokumentation erzählt, zog er sich in sein Haus in Wiesbaden-Naurod zurück und genoss die Ruhe abseits des Rampenlichts. Diese Zurückhaltung deutet ebenfalls auf eine gewisse Sensibilität hin.
Nach dem Ende des „Blauen Bocks“ 1987 und dem Tod seiner Frau Gerti im Jahr 2013 zog sich Schenk immer weiter zurück. Die FR berichtet von einem pietätlosen Ausverkauf seines Nachlasses nach seinem Tod. Die Heinz-Schenk-Stiftung, die sein Vermögen an junge Künstler weitergeben sollte, hat dieses Ziel bisher nicht erreicht.
Heinz Schenk bleibt als volksnaher Entertainer in Erinnerung, der mit seinem Witz und seiner hessischen Gemütlichkeit Millionen begeisterte. Hinter der fröhlichen Fassade verbarg sich jedoch auch eine verletzliche Seite, die ihn menschlich und nahbar machte.
Quellen:
- FAZ: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/kultur/kult-moderator-wird-100-der-schmerz-des-heinz-schenk-110164393.html
- FR: https://www.fr.de/frankfurt/heinz-schenk-sein-kasper-und-der-irokesenschnitt-93452245.html
- SWR: https://www.swr.de/unternehmen/kommunikation/pressemeldungen/heinz-schenk-zum-100sten-geburtstag-presse-100.html
- hr: https://www.hr-inforadio.de/podcast/kulturlust/der-20-millionen-mann---eine-hommage-fuer-heinz-schenk-zum-100-geburtstag,podcast-episode-136838.html
- hr: https://www.hr.de/presse/programme-und-veranstaltungen/2024/der-20-millionen-mann--neue-doku-zum-100-geburtstag-von-heinz-schenk--v1,der-20-millionen-mann-neue-doku-zum-100-geburtstag-von-heinz-schenk-100.html
- Kölner Stadt-Anzeiger: https://www.ksta.de/panorama/promis/zum-100-geburtstag-von-heinz-schenk-einer-der-es-ehrlich-meinte-917543