September 29, 2024
Intensive Militärangriffe Israels auf Hisbollah-Ziele in Beirut

Das israelische Militär hat in der Nacht weitere Angriffe gegen die Hisbollah geflogen, unter anderem in der libanesische Hauptstadt Beirut. Wie die israelische Armee mitteilte, richteten sich die Angriffe gegen “Terrorziele, die zur Terrororganisation Hisbollah gehören”. Nähere Angaben machte die Armee zunächst nicht. Zuvor hatte die Armee bereits Angriffe nahe Beirut gemeldet. Es seien Waffenproduktionsanlagen, Gebäude, in denen moderne Waffen gelagert würden, sowie Kommandozentralen der proiranischen Miliz attackiert worden. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete von mindestens elf Angriffen in Vororten südlich der Hauptstadt sowie in mehreren Orten im Süden des Libanons, unter anderem nahe Tyros.

Am Freitag hatte Israels Armee nach eigenen Angaben in einem Vorort Beiruts das Hauptquartier der schiitischen Hisbollah-Miliz angegriffen. Es habe sich unter Wohngebäuden befunden, so Militärsprecher Daniel Hagari. Eingesetzt wurden offenbar schwere bunkerbrechende Bomben. Über Beirut waren dichte Rauchwolken zu sehen, Schockwellen waren in der Stadt zu spüren. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Ziel des Angriffs gewesen sein. Die israelische Armee prüfe, ob sich Nasrallah in einem getroffenen Gebäude befunden habe, berichtete der Sender Channel 12. Aus Hisbollah-Kreisen hieß es, Nasrallah sei “wohlauf”.

Außerdem sollen bei den Angriffen nach Angaben der israelischen Armee mehrere hochrangige Kommandeure der Miliz getötet worden sein, unter ihnen der Kommandeur der Hisbollah-Raketeneinheit im Südlibanon. Israelische Kampfjets hätten bei einem Luftangriff “Muhammad Ali Ismail, den Kommandeur der Hisbollah-Raketeneinheit im Südlibanon, und seinen Stellvertreter” getötet, erklärte die israelische Armee im Onlinedienst Telegram. Zudem seien “andere Hisbollah-Kommandeure und Terroristen ausgeschaltet” worden, hieß es.

Vor den nächtlichen Angriffen auf Beirut warnte die israelische Armee die Bewohner bestimmter Bereiche der südlichen Vororte der Stadt, sich in Sicherheit zu bringen. Hunderte Menschen flohen ins Stadtzentrum. Sie versammelten sich in der Nacht in Parks und auf zentralen Plätzen, wie Augenzeugen sagten. Die Menschen wurden laut einem Bericht der libanesischen Staatsagentur NNA dazu aufgerufen, sich über eine Telefon-Hotline einen Platz in einer Notunterkunft zu sichern. Im Libanon wurden landesweit mehr als 500 Notunterkünfte geöffnet, in denen derzeit mehr als 70.000 Menschen Schutz vor den Angriffen suchen. Örtliche Journalisten berichteten, in Beirut würden Menschen nicht nur in Parks, sondern auch auf der Straße und an öffentlichen Stränden Schutz suchen.

“Der Angriff ist deutlich größer als das, was wir in den letzten Tagen in Beirut schon sehen mussten”, sagte ARD-Korrespondent Simon Riesche im Sender tagesschau24 am Freitag zu der Bombardierung des Hisbollah-Hauptquartiers. “Dieser Angriff heute ist eine neue Dimension, ein militärischer Paukenschlag.” Nach Angaben einer der Hisbollah nahestehenden Quelle wurden sechs Häuser im Süden Beiruts komplett zerstört, andere Quellen sprachen von vier Gebäuden. 

In Israel wächst nun die Sorge, dass die Hisbollah mit neuem Beschuss reagieren könnte, berichtete ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann aus Tel Aviv. Kurz nach dem Angriff in Beirut feuerte die Hisbollah eigenen Angaben zufolge bereits mehrere Raketen auf die nordisraelische Stadt Tiberias ab. Ob die Hisbollah nach der Vielzahl der israelischen Angriffe noch stark genug für einen groß angelegten Gegenschlag ist, lässt sich laut ARD-Korrespondenten derzeit nicht sagen.

Bereits vor dem Angriff auf das Hauptquartier hatte die Hisbollah mehrere Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert. Nach israelischen Armeeangaben wurden mehrere Geschosse abgefangen. Vier aus dem Libanon abgefeuerte Drohnen seien in der Region Rosch Hanikra nahe der libanesischen Grenze abgefangen worden. Die Hisbollah-Miliz bekannte sich zu einem Angriff auf die nahe Haifa gelegene Stadt Kiryat Ata, in der unter anderem mehrere Rüstungsbetriebe angesiedelt sind.

Quellen:

- Süddeutsche Zeitung - Tagesschau - Frankfurter Allgemeine Zeitung - RND - ORF - Tagesschau Liveblog - Frankfurter Rundschau - Kölner Stadt-Anzeiger
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