Irland erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung, doch die Stimmung im Land ist ambivalent. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) anhand von Beispielen wie der Kleinstadt Roscrea verdeutlicht, stehen leer stehende Geschäfte und eine allgemeine Unsicherheit im Kontrast zum wirtschaftlichen Erfolg, der Irland den Beinamen "Keltischer Tiger" eingebracht hat. Diese Diskrepanz prägt die bevorstehende Parlamentswahl.
Die etablierten Parteien Fianna Fáil und Fine Gael stehen vor einer Herausforderung: Unabhängige Kandidaten gewinnen an Zulauf, indem sie die Unzufriedenheit vieler Bürger thematisieren. Trotz des Wirtschaftswachstums kämpfen viele Iren mit steigenden Lebenshaltungskosten und einer anhaltenden Wohnungskrise. Die FAZ beschreibt eine angespannte Stimmung im Land, belastet durch hohe Mieten und den erschwerten Zugang zu Wohneigentum, was besonders junge Menschen betrifft und soziale Spannungen verschärft.
Einwanderung ist ein weiteres wichtiges Wahlkampfthema. Irlands florierende Wirtschaft zieht Menschen aus aller Welt an. op-online berichtet, dass rund 20 Prozent der 5,4 Millionen Einwohner Irlands im Ausland geboren wurden. Die Aufnahme von über 100.000 ukrainischen Flüchtlingen seit Kriegsbeginn verschärft die Situation zusätzlich. Steigende Asylantragszahlen führen zu Engpässen bei den Flüchtlingsunterkünften und heizen die Debatte über die Integrationspolitik an. op-online erwähnt zunehmende Proteste und gewaltsame Ausschreitungen als Ausdruck der gesellschaftlichen Spaltung.
Die unabhängigen Kandidaten nutzen diese Stimmung, um sich als Alternative zu den etablierten Parteien zu präsentieren. Sie verstehen sich als Sprachrohr der Unzufriedenen und versprechen, deren Anliegen ernst zu nehmen. Der Deutschlandfunk berichtet von Erfolgen unabhängiger Kandidaten bei den Kommunalwahlen und von deren Hoffnungen auf den Einzug ins Parlament. Ihre zentralen Themen sind die Begrenzung der Einwanderung und die Bekämpfung der steigenden Lebenshaltungskosten.
Die Regierungspartei Fine Gael unter Premierminister Simon Harris steht zusätzlich unter Druck. Ein in den sozialen Medien verbreitetes Video, das einen unsensiblen Umgang mit einer Sozialarbeiterin dokumentiert, hat laut Deutschlandfunk die Umfragewerte der Partei belastet. Fine Gael, Fianna Fáil und Sinn Féin liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Eine Zusammenarbeit mit Sinn Féin, der größten Oppositionspartei, schließen Fine Gael und Fianna Fáil jedoch aus.
Am 29. November findet die Parlamentswahl in Irland statt. Das komplexe Verhältniswahlrecht erschwert Prognosen. Es bleibt offen, ob die etablierten Parteien ihre Position halten können oder ob die unabhängigen Kandidaten den Wunsch nach politischer Veränderung widerspiegeln. Die Frankfurter Rundschau betont die Bedeutung der Wahl für die Zukunft Irlands und die Möglichkeit einer nachhaltigen Veränderung der politischen Landschaft.
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