Roger de Wecks "Das Prinzip Trotzdem": Ein Appell für den Journalismus im digitalen Zeitalter
Der Journalismus befindet sich in einer Krise. Diese Feststellung ist nicht neu, doch Roger de Weck, ehemaliger Chefredakteur der "Zeit" und Generaldirektor des Schweizer Radios und Fernsehens, untersucht in seinem Buch "Das Prinzip Trotzdem" die Gründe für diese Krise und entwirft Lösungsvorschläge. Wie die F.A.Z. in ihrer Rezension vom 17.12.2024 berichtet, identifiziert de Weck die zunehmende "Boulevardigitalisierung" der Medienlandschaft als eine der Hauptursachen für den Qualitätsverlust im Journalismus. Der Zwang, Klicks zu generieren und die Aufmerksamkeit der Nutzer zu erlangen, führe zu einer Oberflächlichkeit der Inhalte und einer Konzentration auf polarisierende Meinungen und weniger relevante Themen.
De Weck argumentiert, dass diese Entwicklung dem Journalismus als tragende Säule der Demokratie schadet. Der Perlentaucher referiert den Klappentext des Buches und hebt de Wecks Besorgnis über die wachsende Diskrepanz zwischen den wirtschaftlichen Zwängen des Medienbetriebs und den Ansprüchen des Journalismus hervor. Die zunehmende Verbreitung von Falschmeldungen und manipulierten Informationen, vor allem in den sozialen Medien, verschärfe die Lage zusätzlich. De Weck plädiert für eine Rückkehr zu den grundlegenden Prinzipien des Journalismus: Recherche, ausgewogene Berichterstattung und Unabhängigkeit. Er fordert ein "Prinzip Trotzdem", das Journalisten ermutigen soll, trotz Kosteneinsparungen und dem Druck der digitalen Welt an diesen Werten festzuhalten.
Laut Perlentaucher sieht de Weck Möglichkeiten zur Stärkung des Journalismus unter anderem in der Nachwuchsförderung durch Stiftungen und in einer stärkeren Regulierung der sozialen Medien. Diese müssten stärker zur Verantwortung gezogen werden, um die Verbreitung von Desinformation einzudämmen und – wie de Weck laut F.A.Z. argumentiert – selbst zu einem "Fundament der Demokratie" zu werden. Die F.A.Z.-Rezension betont, dass de Weck den Journalismus als Teil der "demokratischen Infrastruktur" betrachtet, vergleichbar mit Verkehrsnetzen, Schulen oder Krankenhäusern. Daher hält er auch staatliche Förderungen für den Journalismus für gerechtfertigt.
In der Rezension der Neuen Zürcher Zeitung vom 31.10.2024 wird de Wecks Analyse kritisch betrachtet. Rezensent Lucien Scherrer wirft de Weck vor, die Medienlandschaft vereinfachend in ein Links-Rechts-Schema einzuteilen und private Medienmacher pauschal zu verurteilen. Scherrer fragt, ob de Weck tatsächlich einen substanziellen Beitrag zur Medienkrise leistet oder ob seine Argumentation primär ideologisch motiviert ist.
Die Informationen auf der Webseite des Suhrkamp Verlags bieten weitere Einblicke in das Buch. Dort wird de Wecks Erfahrung als Journalist und Medienmanager hervorgehoben. Zudem werden Veranstaltungen mit dem Autor angekündigt, bei denen er sein Buch vorstellt und mit Experten diskutiert.
Zusammenfassend präsentiert sich "Das Prinzip Trotzdem" als ein engagiertes Plädoyer für den Journalismus im digitalen Zeitalter. De Wecks Analyse der Medienkrise und seine Vorschläge zur Zukunft des Journalismus sind diskussionswürdig und regen eine Debatte über die Rolle der Medien in der Demokratie an.
Quellen:
-
F.A.Z. Rezension vom 17.12.2024
-
Perlentaucher
-
Suhrkamp Verlag
-
Neue Zürcher Zeitung (Referenz auf Rezension vom 31.10.2024)