Die Landesversammlung der Jungen Union in Nürnberg bot CSU-Chef Markus Söder eine Bühne, um den Wahlkampf einzuläuten. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, inszenierte sich Söder bei seinem Auftritt vor dem Parteinachwuchs als "Grünen-Fresser" und richtete seine Attacken vor allem gegen Robert Habeck. Mit dem Einzug Söders, untermalt von donnernder Popmusik, glich die Veranstaltung eher einem Popkonzert, so die SZ. Die Stimmung unter den jungen Christsozialen war aufgeheizt, beflügelt vom überraschenden Ende der Ampel-Koalition und der Aussicht auf einen Regierungswechsel, was zahlreiche Plakate mit der Aufschrift "Ready 4 Regierungswechsel" verdeutlichten.
Söder nutzte die Gelegenheit, um rasche Neuwahlen zu fordern. Er warf der Ampel-Regierung vor, dem Land einen "fundamentalen Schaden" zugefügt zu haben und sprach von einem "peinlichen Rosenkrieg", der beendet werden müsse. Wie die dpa meldet, forderte die Junge Union auf ihrer Landesversammlung unter anderem die Einrichtung von "bayerischen Sonderwirtschaftszonen", in denen Gesetze testweise außer Kraft gesetzt werden sollen, um Unternehmen von "lähmender Bürokratie" zu befreien. Zusätzlich plädierte die JU für ein Gründungsstipendium, um den "Gründerboom" in Bayern zu fördern.
Besonders Habecks Kanzlerkandidatur stellte Söder infrage und bezeichnete den Grünen-Politiker als "Gesicht der Krise". Er kritisierte die Grünen für ihre Migrationspolitik und bekräftigte seine Absage an Schwarz-Grün. Die SZ zitiert Söder mit den Worten: "Wie jemand von Partei mit zehn, elf Prozent glaubt, er sei ein Kanzlerkandidat". Die JU selbst forderte laut idowa unter anderem eine "bayerische Rückführungspolizei" mit eigenen Charterflügen, um Abschiebungen zu beschleunigen. Auch Alexander Dobrindt, designierter Spitzenkandidat der CSU, erhielt starken Beifall für seine Kritik an der bisherigen Regierungspolitik.
Trotz der Euphorie über Söders Auftritt gab es innerhalb der JU auch kritische Stimmen, die die Fokussierung auf die Grünen hinterfragten und eine stärkere Auseinandersetzung mit der AfD und den Freien Wählern forderten. Laut PNP erteilte Doleschal, Vorsitzender der JU Bayern, einer Koalition mit „diesen Grünen“ eine klare Absage. Besonders in Niederbayern, wo AfD und Freie Wähler bei der Landtagswahl zusammen fast 50 Prozent erreichten, sehen einige JU-Mitglieder die Freien Wähler als ernstzunehmende Konkurrenz. Söder verteidigte seine Strategie und argumentierte, dass der Eindruck einer möglichen Koalition mit den Grünen die Chancen der Union schmälern würde.
Die JU zeigte sich motiviert für den bevorstehenden Wahlkampf. Wie die Tagesschau berichtet, wurde Johannes Winkel beim Deutschlandtag der Jungen Union in Halle (Saale) erneut zum Vorsitzenden gewählt. Das Ergebnis von 90,5 Prozent der Stimmen kann als Rückenwind für Winkel gewertet werden, insbesondere in Hinblick auf mögliche inhaltliche Diskussionen mit den Mutterparteien, beispielsweise in der Rentenpolitik.
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