Der Aufsichtsrat des Wohnmobilherstellers Knaus Tabbert AG zeigt sich von den Verhaftungen und Entlassungen zweier Vorstandsmitglieder überrascht. Wie Aufsichtsratsvorsitzende Esther Hackl der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) mitteilte, seien Unternehmen und Aufsichtsrat erst am Morgen des 27. November während der Durchsuchung der Geschäftsräume über die Vorwürfe informiert worden. „Es gab keine Verdachtsmomente“, zitiert die F.A.Z. Hackl.
Am Mittwoch hatten Staatsanwaltschaft Landshut und die niederbayerische Polizei mit großem Aufwand die Räume des Unternehmens in Jandelsbrunn durchsucht und Beweismittel sichergestellt. Laut F.A.Z. besteht der Verdacht der Bestechlichkeit im großen Stil gegen die beiden Vorstandsmitglieder; sie sollen von Lieferanten Schmiergelder angenommen haben.
Esther Hackl, hauptberuflich Juristin beim Fintech Auxmoney in Düsseldorf und seit dem Börsengang 2020 Aufsichtsratsvorsitzende von Knaus Tabbert, versicherte gegenüber der F.A.Z., dass die Vorwürfe zuvor im Aufsichtsrat kein Thema gewesen seien. Auch zur plötzlichen Trennung von dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Speck Ende Oktober äußerte sich Hackl laut F.A.Z. nicht. Man habe sich „verständigt“. Gegen Speck werde nicht ermittelt, so die Staatsanwaltschaft gegenüber der F.A.Z.. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG prüft derzeit die Unternehmensbilanzen, bisher ohne Auffälligkeiten. Der zuletzt stark gefallene Aktienkurs erholte sich am Freitag den zweiten Tag in Folge, berichtet die F.A.Z..
Die Durchsuchungen beschränkten sich nicht nur auf Jandelsbrunn, sondern erstreckten sich auch auf die Wohnsitze der verhafteten Vorstände Werner Vaterl und Gerd Adamietzki sowie auf weitere Orte in Deutschland und der Schweiz. Zur Vermögenssicherung wurden unter anderem Traktoren aus der privaten Sammlung von Vaterl, der seit 1992 für Knaus Tabbert tätig war, abtransportiert, berichtet die F.A.Z..
Wer der Hinweisgeber ist, bleibt unklar. An den Aufsichtsrat habe er sich nicht gewandt, so Hackl. Mit Wim de Pundert und Klaas Meertens saßen auch die beiden niederländischen Großaktionäre im Aufsichtsrat. De Pundert übernahm vergangene Woche den Vorstandsvorsitz und ist nach der Entlassung der beiden verhafteten Vorstände nun das einzige Vorstandsmitglied, so die F.A.Z..
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