Die Eröffnung der Retrospektive der Fotografin Nan Goldin in der Neuen Nationalgalerie Berlin wurde von propalästinensischen Protesten überschattet. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) verurteilte die Aktionen scharf. „Ich bin entsetzt, wie der Direktor der Neuen Nationalgalerie niedergebrüllt wurde“, erklärte sie, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet. „So ein Verhalten ist absolut inakzeptabel, und es ist ein Angriff auf das Museum und die kulturelle Arbeit, den ich auf das Schärfste verurteile.“
Die Künstlerin Nan Goldin hatte während ihrer Eröffnungsrede zur Retrospektive ihrer Werke scharfe Kritik am Vorgehen Israels im Gaza-Krieg und an der deutschen Haltung in dem Konflikt geübt. Wie der Spiegel berichtet, behauptete Goldin unter anderem, dass seit Oktober 2023 180 Künstlerinnen und Künstler in Deutschland aufgrund propalästinensischer Äußerungen "gecancelt" worden seien. Die Künstlerin, die selbst jüdisch ist, erklärte zudem, dass Antizionismus nicht antisemitisch sei. Im Anschluss an Goldins Rede skandierten Aktivistinnen und Aktivisten Parolen wie „Freiheit Palästinas“ und übertönten eine Gegenrede des Museumsdirektors Klaus Biesenbach mit Rufen wie „Staatsräson ist Genozid“, „Fuck Israel!“ und „Fuck Germany!“. Die FAZ zitiert diese Rufe in ihrem Bericht.
Claudia Roth begrüßte die Distanzierung der Neuen Nationalgalerie und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz von Goldins Äußerungen. Auch sie lehne „die unerträglich einseitigen Ansichten der politischen Aktivistin auch zu Israel ab“, so Roth laut dpa. Die Kulturstaatsministerin lobte den Umgang der Ausstellungsmacher mit der Situation als verantwortungsvoll. Sie befürwortete zudem das für Sonntag geplante begleitende Symposium und sprach sich gegen Boykottaufrufe der Veranstaltung aus. „Hier rufe ich sehr deutlich dazu auf, dass dieses Symposium nun als offene und zivilisierte Debatte stattfinden und den dafür nötigen Raum haben kann“, wird Roth von der Salzburger Nachrichten (SN) zitiert.
Die Neue Nationalgalerie veröffentlichte am Freitagabend ein Statement, in dem sie sich von den Aussagen der Protestierenden distanzierte und ihre Position für Meinungsfreiheit und einen respektvollen Dialog bekräftigte. Das geplante Symposium „Kunst und Aktivismus in Zeiten der Polarisierung. Diskussionsraum zum Nahostkonflikt“ wird von Meron Mendel und Saba-Nur Cheema kuratiert. Laut FAZ gehören zu den Teilnehmern unter anderem Osama Zatar, Leon Kahane, Andreas Faniza deh, Sharon On und Ruth Patir.
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