September 26, 2024
Margarethenhöhe ein historisches Erbe zwischen Idylle und Industrie

Die Essener sind stolz auf ihre Margarethenhöhe. Doch dieser Stolz nimmt wahrscheinlich ab, je weiter man sich von der im Süden gelegenen Siedlung Richtung Norden bewegt. Die Margarethenhöhe ist eine beschauliche Oase inmitten der ehemaligen Industriestadt an der Ruhr. Sie ist eine eigene, idyllische Welt für Beamte und Angestellte, errichtet vor hundert Jahren nach dem Vorbild englischer Gartenstädte. Im Gegensatz dazu stehen die ehemaligen Arbeiterviertel im Norden, Altendorf, Altenessen, Katernberg, Schonnebeck oder Vogelheim, die einen rauen Charme versprühen. Der Norden der Stadt wird oft als authentisch, ungeschminkt und ehrlich wahrgenommen, während die südlichen Stadtteile ihn als arm, hässlich und heruntergekommen betrachten. Essen ist in dieser Hinsicht eine gespaltene Stadt.

Die Margarethenhöhe wurde von der Unternehmerfamilie Krupp erbaut und ist bis heute ein Symbol für deren soziales Engagement. Die Siedlung sollte den Arbeitern und Angestellten des Krupp-Konzerns ein gesundes und komfortables Zuhause bieten, fernab der Hektik und der Umweltverschmutzung der Industrieanlagen. Die großzügigen Grünflächen, die malerischen Häuser und die ruhigen Straßenzüge vermitteln bis heute ein Gefühl von Frieden und Geborgenheit.

Die Geschichte der Margarethenhöhe beginnt im Jahr 1906, als Margarethe Krupp, die Witwe des Stahlunternehmers Friedrich Alfred Krupp, beschloss, anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Bertha eine neue Siedlung zu stiften. Ihr Ziel war es, attraktive Wohnbedingungen nicht nur für Angestellte des Krupp-Konzerns, sondern auch für andere Bevölkerungsschichten zu schaffen. Mit der Planung der Siedlung beauftragte sie den jungen Architekten Georg Metzendorf, der sich von den Ideen der englischen Gartenstadtbewegung inspirieren ließ.

Metzendorf entwarf eine Siedlung, die sich harmonisch in die hügelige Landschaft einfügte und gleichzeitig alle Annehmlichkeiten einer modernen Stadt bot. Die Häuser wurden in verschiedenen Stilrichtungen errichtet, von traditionellen Fachwerkhäusern bis hin zu modernen Villen. Jedes Haus verfügte über einen eigenen Garten, der den Bewohnern die Möglichkeit zur Selbstversorgung bieten sollte.

Die Margarethenhöhe war aber nicht nur als Wohnsiedlung gedacht, sondern sollte auch ein Ort der Begegnung und des kulturellen Lebens sein. So ließ Margarethe Krupp einen Marktplatz, ein Gasthaus, eine Schule und eine Kirche errichten. Auch ein Theater und ein Kino waren geplant, wurden aber aufgrund des Ersten Weltkriegs nicht mehr realisiert.

Die Margarethenhöhe entwickelte sich schnell zu einem beliebten Wohnort und wurde schon bald als Mustersiedlung für soziales Wohnen in ganz Deutschland bekannt. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg behielt die Siedlung ihren besonderen Charme und wurde unter Denkmalschutz gestellt.

Heute ist die Margarethenhöhe ein lebendiger Stadtteil mit einer vielfältigen Bevölkerungsstruktur. Neben den traditionellen Einfamilienhäusern gibt es auch Mietwohnungen und Eigentumswohnungen. Die Siedlung ist bei Familien und Senioren gleichermaßen beliebt und zieht auch immer mehr Menschen aus anderen Städten an.

Die Margarethenhöhe ist ein Beispiel dafür, wie soziale Verantwortung und architektonische Visionen Hand in Hand gehen können. Sie ist ein Ort, an dem sich die Geschichte des Ruhrgebiets und die Moderne auf einzigartige Weise miteinander verbinden.

Besonders sehenswert auf der Margarethenhöhe sind der "Kleine Markt" mit seinem historischen Brunnen, das ehemalige Gasthaus zur Margarethenhöhe, das heute ein Hotel beherbergt, und die "Steile Straße" mit ihren malerischen Häusern. Auch die Sommerburg, ein ehemaliges Rittergut, das heute ein Kulturzentrum beherbergt, ist einen Besuch wert.

Die Margarethenhöhe ist ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge und bietet sich auch für einen längeren Aufenthalt an. Zahlreiche Hotels und Pensionen in der Umgebung sorgen für eine angenehme Unterkunft.

Die Margarethenhöhe ist ein Ort, der zum Verweilen und Entspannen einlädt. Sie ist ein Stück heile Welt inmitten des Ruhrgebiets und ein Zeugnis für die soziale Verantwortung der Unternehmerfamilie Krupp.

Quellen:

Weitere
Artikel