9.12.2024
Massaker in Cité Soleil Angeblicher Hexereivorwurf löst Gewaltorgie aus

Massaker in Cité Soleil: Über 100 Tote nach angeblichem Hexereivorwurf

Am vergangenen Wochenende erschütterte ein Massaker das Elendsviertel Cité Soleil in Haiti, bei dem mindestens 110 Menschen, vorwiegend ältere Personen, getötet wurden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, dass der Bandenchef Monel „Mikano“ Felix die Morde angeordnet haben soll. Auslöser war laut dem haitianischen Netzwerk zum Schutz der Menschenrechte (RNDDH) die Aussage eines Voudou-Priesters, der ältere Menschen beschuldigte, Felix' Kind durch Hexerei krank gemacht zu haben.

Wie die FAZ berichtet, konsultierte Felix nach der Erkrankung seines Kindes einen Voudou-Priester. Dieser beschuldigte daraufhin ältere Bewohner, dem Kind magisch geschadet zu haben. In der Folge befahl Felix die Tötungen. Am Freitag und Samstag wurden mindestens 110 Menschen mit Macheten und Messern ermordet. Alle Opfer waren über 60 Jahre alt. Cité Soleil, ein dicht besiedelter Slum am Hafen der Hauptstadt Port-au-Prince, zählt zu den ärmsten und gefährlichsten Gebieten Haitis. Die Kontrolle durch Banden ist allgegenwärtig und schränkt die Bewohner stark ein, selbst die Nutzung von Mobiltelefonen wird reguliert. Diese Einschränkungen erschwerten die Informationsweitergabe über das Massaker, so die FAZ unter Berufung auf Reuters.

Deutschlandfunk Kultur berichtet über die eskalierende Gewalt in Haiti in den letzten Jahren. Große Teile des Landes stehen unter der Kontrolle von Banden, die die Bevölkerung terrorisieren. Die politische Instabilität nach der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Jahr 2021 hat die Lage weiter verschärft. Unicef schätzt, dass zwei Millionen Menschen, darunter 1,6 Millionen Frauen und Kinder, in von Banden kontrollierten Gebieten leben.

Auch die Tagesschau berichtet über die anhaltende Bandengewalt. Im Oktober 2024 griff die Bande "Gran Grif" die Ortschaft Pont-Sondé an und tötete mindestens 70 Menschen, darunter Frauen und Kinder. Häuser und Autos wurden in Brand gesetzt. Die USA kündigten Sanktionen gegen die Anführer der Bande an.

Der Glaube an Hexerei ist in Haiti weit verbreitet, wie ein Artikel des Spiegel aus dem Jahr 2010 zeigt. Damals wurden mindestens zwölf Menschen gelyncht, weil ihnen vorgeworfen wurde, für die Cholera-Epidemie verantwortlich zu sein. Die Täter beschuldigten die Opfer, die Krankheit durch Hexerei verursacht zu haben.

Das jüngste Massaker verdeutlicht die prekäre Sicherheitslage und den Einfluss von Aberglauben in Haiti. Die anhaltende Bandengewalt und die politische Instabilität machen das Land zu einem der gefährlichsten Orte der Welt.

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