Der Bruch der Ampel-Koalition und die unmittelbar darauf folgende Ankündigung von Neuwahlen haben die deutschen Talkshows in einen Wahlkampfmodus versetzt. Wie die FAZ.NET berichtet, lieferten sich Friedrich Merz und Robert Habeck am Mittwochabend, den 8. November 2024, ein erstes Fernduell bei „Maybrit Illner“ und „Markus Lanz“.
Bei Maybrit Illner dominierte Friedrich Merz, der durch den Koalitionsbruch dem Kanzleramt ein Stück näher gerückt ist, die Sendung. Die FAZ.NET beschreibt die Sendung als ein „Einzelinterview“, in dem Merz seine wirtschaftspolitischen Vorstellungen darlegte. Im Zentrum stand dabei das Thema „Wachstum“. Merz argumentierte, dass Deutschland durch ein stärkeres Wirtschaftswachstum, vergleichbar mit dem Durchschnitt der EU-Staaten, jährlich 10 Milliarden Euro zusätzlich einnehmen könnte. Eine Lockerung der Schuldenbremse sei dann nicht nötig. Er machte die aktuelle Klimapolitik und den Sozialstaat für das gebremste Wachstum verantwortlich. Die FAZ.NET analysiert diesen Auftritt als eine klare konservative Positionierung, die an die Politik der frühen 2000er-Jahre erinnere. Sigmar Gabriel, ebenfalls Gast bei Illner, unterstützte Merz in einigen Punkten, was die FAZ.NET als überraschend wirtschaftsfreundlich interpretiert.
Robert Habeck trat anschließend bei Markus Lanz auf. Bevor er sich dem Zustand der deutschen Demokratie widmen konnte, musste er sich zu den Gründen des Koalitionsbruchs und dem Zeitpunkt der Vertrauensfrage äußern. Wie die FAZ.NET berichtet, hätte Habeck eine sofortige Neuwahl bevorzugt. SPD-Vorsitzende Saskia Esken, ebenfalls bei Lanz zu Gast, hatte Mühe, die Entscheidung des Bundeskanzlers, die Vertrauensfrage erst im Januar zu stellen, zu rechtfertigen. Sie konnte laut FAZ.NET nicht plausibel erklären, wie die Regierung bis dahin handlungsfähig bleiben soll, nachdem die Union die Vertrauensfrage zur Bedingung für weitere Zusammenarbeit gemacht hatte.
Habeck zeigte sich bei Lanz nachdenklich über die prinzipielle Bedeutung des Koalitionsbruchs. Er stellte die Frage, wie zukünftige Koalitionen, die ideologisch ähnlich heterogen sein dürften, ihre Unterschiede bewahren und gleichzeitig eine gemeinsame Perspektive entwickeln können. Die FAZ.NET berichtet, dass Habeck die kommende Zeit zur Reflexion nutzen wolle. Ein Video in den sozialen Medien, in dem Habeck ein Armband mit der Aufschrift „Kanzler-Era“ trug und den 8. November im Kalender markiert hatte, sorgte für Spekulationen über eine mögliche Kanzlerkandidatur. Habeck kommentierte dies nicht, lächelte aber vielsagend, so die FAZ.NET.
Das Fernduell Merz-Habeck zeigte laut FAZ.NET die unterschiedlichen Strategien der beiden Politiker: Merz selbstbewusst und optimistisch, Habeck nachdenklich und reflexiv. Der kommende Wahlkampf dürfte damit alles andere als langweilig werden.
Weitere Berichte über das TV-Duell zwischen Merz und Habeck finden sich unter anderem beim Kölner Stadt-Anzeiger, der Rundschau Online und ZDF.de. Auch YouTube bietet verschiedene Videos und Zusammenfassungen der Sendungen.
- FAZ.NET: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik-illner-und-lanz-merz-und-habeck-liefern-sich-fernduell-110097894.html - Kölner Stadt-Anzeiger: https://www.ksta.de/kultur-medien/haushaltsurteil-habeck-und-merz-mit-voellig-unterschiedlich-ansaetzen-688262 - Rundschau Online: https://www.rnd.de/wirtschaft/maybrit-illner-robert-habeck-und-friedrich-merz-in-zdf-talkshow-auf-kuschelkurs-2GZHOXRPDVBE3NSG6LBPEFIV2E.html - ZDF: https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/habeck-gegen-merz-duell-bei-maybrit-illner-am-6-juni-2024-100.html - YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=nxKCX20Fv-k