Sachsen-Anhalts Landesregierung setzt im Strukturwandelprozess des Mitteldeutschen Reviers verstärkt auf die Anwerbung von Fachkräften. Wie Staatssekretär Jürgen Ude, Leiter der Stabsstelle Strukturwandel und Großprojekte, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte, sei die Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfeldes für qualifizierte Arbeitskräfte oberstes Ziel. "Wir wollen für die Menschen hochwertige Arbeitsplätze schaffen. Die sollen nicht nach Leipzig fahren, sondern aus Leipzig ins Revier kommen", so Ude laut dem Bericht der Zeit vom 2. November 2024 (https://www.zeit.de/news/2024-11/02/ude-menschen-sollen-aus-leipzig-ins-revier-kommen).
Für den Strukturwandel im Revier stehen bis 2038 rund 4,8 Milliarden Euro zur Verfügung. Davon sind laut Staatskanzlei bisher 230 Millionen Euro an Bundesmitteln und 22 Millionen Euro an Landesmitteln geflossen. Bis Ende 2029 müssen jedoch noch 660 Millionen Euro an Landesmitteln abgerufen werden. Ude räumte ein, dass es hier noch "Luft nach oben" gebe. Verzögerungen in Planungs- und Genehmigungsverfahren, insbesondere bei größeren Bauvorhaben, seien hierfür verantwortlich. Viele Projekte seien zwar bereits in Planung, die Gelder aber noch nicht abgerufen.
Insgesamt wurden bisher 162 Projekte in den Landkreisen Anhalt-Bitterfeld, Burgenlandkreis, Mansfeld-Südharz, Saalekreis und der Stadt Halle bewilligt oder gestartet. Das Spektrum reicht von kleineren Projekten wie der Digitalisierung des Energiemanagements in Zeitz (80.000 Euro) oder einem Radweg zur Industriekultur in Mansfeld-Südharz (223.000 Euro) bis hin zu Großprojekten wie dem Bildungscampus in Weißenfels (25 Millionen Euro). Auch der Chemiepark Leuna und das Großforschungszentrum CTC, das die Transformation der Chemieindustrie bundesweit vorantreiben soll, werden mit hunderten Millionen Euro gefördert. Fast 22 Millionen Euro fließen in die Entwicklung des Stadtteils Querfurt Nord zu einem Gewerbe- und Wohnstandort.
Neben der Förderung von Industrie und Forschung spielt auch die Entwicklung von Gewerbeparks eine wichtige Rolle. In Köthen entsteht beispielsweise für rund 70 Millionen Euro ein neues Gewerbegebiet. Ude betonte, dass sich dort vorrangig innovative, nachhaltige und hochwertige Unternehmen ansiedeln sollen.
Nicht alle Projekte stoßen jedoch auf uneingeschränkte Zustimmung. Das geplante Naturerlebniszentrum am Stausee Kelbra (Landkreis Mansfeld-Südharz) wird beispielsweise vom Bund der Steuerzahler kritisiert. Die 7,2 Millionen Euro Fördermittel seien für ein Projekt, das aus Sicht des Bundes der Steuerzahler zu weit von den vom Kohleausstieg betroffenen Tagebauen und Kraftwerken entfernt liege, nicht sinnvoll eingesetzt. Die Effekte zur Abmilderung der Strukturwandelfolgen seien "äußerst zweifelhaft".
Ude erklärte dazu, dass neben den wirtschaftlichen Schwerpunkten auch Wünsche aus den Regionen nach Unterstützung kultureller und touristischer Projekte bestünden, um die Region insgesamt aufzuwerten. Der Fokus liege jedoch auf Forschung, Infrastruktur und der Schaffung von Industriearbeitsplätzen.
Neben den genannten Projekten gibt es zahlreiche weitere Initiativen, die den Strukturwandel im Mitteldeutschen Revier begleiten. Der Ideenwettbewerb "REVIERPIONIER" fördert beispielsweise lokale Projekte mit Preisgeldern in Höhe von einer Million Euro jährlich. Auch hier zeigt sich das Engagement der Menschen in der Region, den Wandel aktiv mitzugestalten (Pressemitteilung der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt vom 14.09.2024, https://presse.sachsen-anhalt.de/not-rated/2024/09/14/beste-projekte-im-strukturwandel-ideenwettbewerb-revierpionier-2024-ausgezeichnet/). Die Metropolregion Mitteldeutschland unterstützt ebenfalls zahlreiche Transformationsprojekte (https://www.mitteldeutschland.com/de/auch-im-zweiten-wettbewerbsjahr-grosse-resonanz-auf-ideenwettbewerb-revierpionier-rund-480-projekte-eingereicht/).