Nach dem Tod von Hassan Nasrallah Ende September, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, wurde Naim Qassem zum neuen Generalsekretär der Hisbollah ernannt. Diese Entscheidung, getroffen vom Schura-Rat der Organisation, markiert einen bedeutenden Wendepunkt für die schiitische Miliz und politische Partei. Qassem, der zuvor als Nasrallahs Stellvertreter fungierte, tritt ein schweres Erbe an. Doch wer ist der Mann, der nun die Führung einer der mächtigsten und umstrittensten Organisationen im Nahen Osten übernimmt?
Naim Qassem, geboren 1953 in Beirut, ist seit Jahrzehnten eine zentrale Figur innerhalb der Hisbollah. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, begann sein politischer Werdegang in der Amal-Bewegung, bevor er sich 1979, inspiriert von der Islamischen Revolution im Iran, der neu gegründeten Hisbollah anschloss. Im Gegensatz zu vielen anderen Hisbollah-Führern, die eine rein religiöse Ausbildung genossen, studierte Qassem neben Religion auch Chemie und Französisch. Diese breitere Bildung prägte seinen Werdegang und ermöglichte ihm, als Sprecher der Organisation mit internationalen Medien zu kommunizieren.
1991 wurde Qassem zum stellvertretenden Generalsekretär ernannt und arbeitete eng mit Nasrallah zusammen. Während Nasrallah sich nach dem Libanonkrieg 2006 weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückzog, trat Qassem weiterhin öffentlich auf und gab Interviews, wie die Nachrichtenagentur Nova berichtet. Er vertrat die Hisbollah in politischen Diskussionen und präsentierte sich als eloquenter Vertreter der Organisation. Seine Reden und Schriften, darunter ein Buch über die Geschichte der Hisbollah, geben Einblicke in die Ideologie und die Ziele der Organisation.
Qassems Ernennung zum Generalsekretär erfolgte unter schwierigen Umständen. Der Krieg in Nahost und die anhaltenden Spannungen mit Israel stellen die Hisbollah vor große Herausforderungen. Wie die FAZ berichtet, könnte Qassem die Organisation von Iran aus führen, um sich vor israelischen Angriffen zu schützen. Dies wirft Fragen nach der zukünftigen Ausrichtung der Hisbollah und ihrer Rolle im regionalen Konflikt auf.
Die Hisbollah, die sowohl als Miliz als auch als politische Partei agiert, ist tief im Libanon verwurzelt. Sie verfügt über ein großes soziales Netzwerk und spielt eine wichtige Rolle im politischen System des Landes. Qassem, der lange Zeit als Wahlkampfkoordinator der Hisbollah fungierte, kennt die politischen Mechanismen im Libanon genau. Seine Aufgabe wird es sein, die Organisation durch die aktuellen Krisen zu führen und ihre Position im Libanon und in der Region zu behaupten.
Ob Qassem die charismatische Führungsrolle von Nasrallah ausfüllen kann, bleibt abzuwarten. Wie VOL.at berichtet, gilt er nicht als starker Kommandant im militärischen Sinne. Seine Stärken liegen eher im Bereich der politischen Kommunikation und der ideologischen Führung. Die Zukunft der Hisbollah unter seiner Führung wird maßgeblich von den Entwicklungen im Nahen Osten und dem anhaltenden Konflikt mit Israel beeinflusst werden. Es bleibt abzuwarten, welchen Kurs Qassem einschlagen und wie er die Herausforderungen seiner neuen Position meistern wird.
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