Der FC Hansa Rostock und der VfL Osnabrück stehen am Rande eines weiteren Abgrunds. Wie die Zeit berichtet, treffen sich die beiden Nordclubs am Samstag im Ostseestadion in Rostock in einem Drittliga-Spiel wieder – ein Wiedersehen mit unguter Vorahnung. Bereits im Februar dieses Jahres standen sich die beiden Mannschaften als Tabellenletzter und Vorletzter der 2. Bundesliga gegenüber. Das damalige 0:0 war ein Vorbote des gemeinsamen Abstiegs. Nun, fünfeinhalb Monate später, kämpfen sie in der 3. Liga erneut gegen den Absturz, diesmal in die Regionalliga.
Experte Peter Vollmann, der den FC Hansa einst in die Bundesliga führte und später als Sportchef bei Eintracht Braunschweig tätig war, zeigt sich wenig überrascht von der Situation der beiden Vereine. Wie die Zeit am 1. November 2024 berichtete, beschreibt er die 3. Liga als „Kraftakt auf allen Ebenen“. Der erneute Abstieg sei für ihn keine Überraschung, da die wirtschaftlichen Unterschiede zwischen der 2. und 3. Bundesliga enorm seien. Die TV-Einnahmen sinken um rund sieben Millionen Euro, während die Strukturen und Kosten der Zweitligazeit häufig erhalten bleiben. Hinzu komme die sportliche Besonderheit der 3. Liga, die Vollmann als „drittklassig“ bezeichnet – eine Feststellung, die er nicht als bösen Willen verstanden wissen möchte, sondern als Beschreibung der Realität der Spieler und des oft auf den Gegner ausgerichteten, physischen Spielstils.
Beide Vereine haben in der Sommerpause versucht, mit einem massiven Kaderumbruch gegenzusteuern. In Osnabrück gab es 33 Zu- und Abgänge, in Rostock sogar 37. Auch die Trainer wurden bereits gewechselt: Uwe Koschinat in Osnabrück und Bernd Hollerbach in Rostock. Vollmann sieht darin einen typischen Kreislauf: Hohe Erwartungen führen zu wachsendem Druck, der wiederum schnelle, oft unüberlegte Reaktionen nach sich zieht. Die Kaderplanung beginne oft erst spät, wenn die besten Spieler bereits von anderen Vereinen verpflichtet wurden, so Vollmann.
Die Situation in Rostock wird zusätzlich durch die wiederholten Fan-Ausschreitungen der letzten Jahre erschwert. Der Hauptsponsor kündigte im August, die Clubführung musste sich im Januar vor der Landesregierung rechtfertigen, und erst kürzlich traten fünf Aufsichtsräte zurück. Der Überfall auf einen Zug mit Fans von Rot-Weiss Essen am vergangenen Wochenende sorgte für bundesweites Entsetzen. Vollmann, der selbst zweimal Trainer in Rostock war, zeigt sich besorgt über die Entwicklung der Fan-Szene und die damit verbundenen Schäden für den Verein.
Die Bedeutung von Hansa Rostock für die Region ist enorm, wie der Rostocker Vorstandsvorsitzende Jürgen Wehlend und Sportchef Amir Shapourzadeh, die beide auch für den VfL Osnabrück gearbeitet haben, wissen. Shapourzadeh betonte in der Neuen Osnabrücker Zeitung den starken Rückhalt des Vereins in Mecklenburg-Vorpommern. Diese besondere Verbundenheit erhöht den Druck auf den Verein zusätzlich.
Das Spiel am Samstag ist somit mehr als nur ein Drittliga-Spiel. Es ist ein Duell zweier Traditionsvereine am Abgrund, die um ihre sportliche und finanzielle Zukunft kämpfen. Ob der Kaderumbruch und der Trainerwechsel in Rostock Früchte tragen werden, bleibt abzuwarten. Auch in Osnabrück hofft man auf eine positive Wende unter dem neuen Trainer. Das Spiel am Samstag wird ein wichtiger Indikator für die weitere Entwicklung beider Vereine sein.
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