September 29, 2024
Positive Bilanz zur Halbzeit des Oktoberfests: Mehr Gäste, weniger Straftaten

Nach rund einer Woche Oktoberfest freut sich die Münchner Polizei über außerordentlich viele Selfie-Wünsche der insgesamt überwiegend „friedlichen und gut gelaunten“ Besucher, die sich mit Beamten fotografieren lassen wollten. Die erste Woche auf dem Festgelände sei geprägt gewesen von einem herzlichen Kontakt zu den Menschen, viele hätten sich „ausdrücklich für den Schutz bedankt“, teilt das Münchner Polizeipräsidium am Sonntag in der Halbzeitbilanz zur Wiesn mit. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, zieht die Polizei eine positive Bilanz: Trotz steigender Besucherzahlen sind die Straftaten auf dem Oktoberfest rückläufig.

Die starke Präsenz der Polizei auf dem Festgelände – es sind rund 600 Polizisten im Einsatz – wird demnach von den Besuchern ausdrücklich begrüßt. Rund 3,6 Millionen Menschen kamen nach Schätzungen der Festleitung bis zum Sonntag auf das Fest, im Vorjahr waren es 3,4 Millionen.

Grund zur Freude hat die Polizei aber vor allem in puncto Straftaten. Denn in fast allen Delikten verzeichnet die Polizei weniger Taten als zur Wiesn-Halbzeit im Jahr 2023. 317 Straftaten wurden bislang insgesamt festgestellt, deutlich weniger als im Jahr zuvor mit 479 Taten. In Gewahrsam genommen wurden bislang 101 Personen, im Jahr zuvor waren es 111 Personen.

Bislang noch nicht registriert wurden glücklicherweise Kapitaldelikte wie Raub oder Totschlag – 2023 waren es nach einer Woche Wiesn zwei Raubdelikte. Auch die Körperverletzungsdelikte haben deutlich abgenommen. Es waren bisher 84 Taten im Gegensatz zu 130 Fällen im Jahr 2023. 31 dieser Fälle gelten als gefährliche Körperverletzungen – achtmal war dabei ein Maßkrug im Spiel. Ein Jahr zuvor waren es noch 44 gefährliche Körperverletzungen, wo es zu 18 Taten mit dem Tatmittel „Maßkrug“ kam. Erfreulich ist auch, relativ gesehen, die rückläufige Anzahl der verletzten Beamten: Bislang wurden sechs Polizisten verletzt, 2023 waren es mit dreizehn Verletzten rund doppelt so viele.

Tipps gegen Handydiebstahl

Und es wird offenbar auch weniger gestohlen auf der Wiesn: 73 Diebstahlsdelikte registrierte die Polizei bislang, 108 waren es 2023. Die Taschendiebstähle, die in den Zahlen enthalten sind, gingen dabei stark zurück: Gerade mal 16 Fälle wurden bekannt, ein Jahr zuvor waren es 79. Wie jedes Jahr sind auch diesmal Taschendiebfahnder aus anderen Bundesländern und dem Ausland im Einsatz. So konnten am vergangenen Montag Fahnder aus Berlin drei Tatverdächtige im Alter von 17 bis 18 Jahren dabei beobachten, wie sie zügig ein Zelt verließen. Einer der jungen Männer versteckte zwei Handtaschen unter seiner Jacke. Auf der Toilette durchsuchte einer der Tatverdächtigen eine Tasche, steckte das Geld ein – mehrere Hundert Euro – und warf die Tasche dann in den Müll. Als die drei Männer das Geld aufteilen wollten, wurden sie von den Beamten festgenommen. Die Polizei rät daher nochmals dringend davon ab, Handtaschen oder Handys unter den Tischen oder Bänken abzulegen. Wertsachen sollten möglichst „körpernah“ und in verschlossenen Taschen getragen werden.

Leicht zurückgegangen sind auch Sexualdelikte mit 31 angezeigten Fällen (2023: 34). Bei einem Fall ist der Tatbestand der Vergewaltigung erfüllt: Ein Mann hatte einer Frau unter den Rock gegriffen und gegen ihren Willen sexuelle Handlungen vorgenommen. Im Verdacht steht ein 34 Jahre alter Rumäne, der auf dem Gelände tätig ist. Der Tatverdächtige hatte einer 22 Jahre alten Frau aus Großbritannien, die auf dem Parcours eines Schaustellerbetriebs gestürzt war, scheinbar aufhelfen wollen. Ein weiterer Fall wird gerade geprüft. 2023 wurden zur Halbzeit zwei Vergewaltigungen registriert.

Schnell an die Polizei wenden

Der Großteil der Sexualdelikte auf dem Oktoberfest sind sexuelle Belästigungen sowie Verletzungen des Intimbereichs durch Bildaufnahmen, wie die Polizei berichtet. Letzteres ist auch als Upskirting bekannt. Die Polizei appelliert in diesem Zusammenhang an alle Opfer, sich umgehend bei den Einsatzkräften zu melden. „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung werden in keiner Weise geduldet und durch die Polizei konsequent verfolgt“, heißt es in der Mitteilung. Wer Personen unter Alkoholeinfluss mit sexueller Intention fotografiere oder filme, begrapsche oder Schlimmeres vorhabe, werde sehr schnell auf der Wiesnwache und anschließend in einem Strafverfahren wiederfinden.

Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Drogendelikte. Die Polizei führt das auf die gesetzliche Neuregelung zum Umgang mit Cannabis zurück. So wurden in diesem Jahr bislang 59 Fälle von Drogenbesitz aktenkundig – im Vorjahr waren es noch 151. In den meisten Fällen handelte es sich um Verstöße mit Kokain. Nach dem Konsumcannabisgesetz gab es insgesamt 15 Anzeigen.

Insgesamt musste die Polizei aber häufiger einschreiten als im Vorjahr: 901 Einsätze zählte sie bis Sonntag – 838 waren es 2023. Das liege aber auch daran, dass die Beamten nun häufiger wegen hilfloser Personen gerufen würden. Das sei positiv zu bewerten, da die Beamten so frühzeitig eingreifen und schlimmeres verhindern könnten. Auch die starke Polizeipräsenz und die konsequente Verfolgung von Verstößen, etwa gegen das Waffenverbot, trügen zu einem sicheren Wiesn-Verlauf bei.

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