Die Unsicherheit jüdischer Menschen in Deutschland ist ein Thema, das immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rückt. Wie die Zeit am 23. November 2024 berichtete, äußerte Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, die Besorgnis, dass sich Juden in ganz Deutschland unsicher fühlen. Diese Aussage unterstreicht die Notwendigkeit einer verstärkten Auseinandersetzung mit Antisemitismus in der Bundesrepublik.
Prosor betonte, dass die Unsicherheit nicht auf bestimmte Stadtteile beschränkt sei, wie es zuvor von der Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik angedeutet worden war. Er schilderte konkrete Beispiele für die alltäglichen Ängste jüdischer Menschen: Die Angst, allein öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, Hebräisch in der Öffentlichkeit zu sprechen oder gar den Gang zur Toilette an der Universität nur zu zweit zu wagen. Der Botschafter appellierte an die gesamte Gesellschaft, Verantwortung zu übernehmen und gegen diese Entwicklung vorzugehen. "Da ist das ganze Land in der Pflicht", so Prosor gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Ähnliche Berichte über die wachsende Verunsicherung jüdischer Menschen finden sich auch in anderen Medien. Der Tagesspiegel zitierte Prosor am selben Tag mit den gleichen Aussagen und unterstrich damit die Dringlichkeit des Themas. Auch stern.de griff die Meldung auf und berichtete über die Forderung Prosors nach mehr Engagement gegen Antisemitismus. Die beschriebenen Ängste jüdischer Menschen im Alltag, wie die Vermeidung hebräischer Sprache in der Öffentlichkeit oder die Notwendigkeit, in der Universität zu zweit auf die Toilette zu gehen, verdeutlichen die tiefgreifenden Auswirkungen von Antisemitismus.
Die Diskussion über Antisemitismus in Deutschland ist nicht neu. Bereits 2017 berichtete die Süddeutsche Zeitung über die verschiedenen Formen des Antisemitismus, die von rechts, links und aus der Mitte der Gesellschaft kommen. Auch muslimischer Antisemitismus wurde thematisiert. Der Artikel beschrieb die Verunsicherung jüdischer Menschen und die von ihnen entwickelten Rückzugsstrategien, wie das Vermeiden bestimmter Stadtteile oder das Verschweigen der eigenen jüdischen Identität.
Auch über die deutschen Grenzen hinaus ist die Situation für jüdische Menschen besorgniserregend. Die Tagesschau berichtete im Juli 2024 über eine Umfrage der EU-Grundrechteagentur, die einen rapiden Anstieg des Antisemitismus in Europa feststellte. Demnach gaben 76 Prozent der befragten Juden an, ihre jüdische Identität zumindest gelegentlich zu verbergen, aus Angst um ihre Sicherheit. 34 Prozent mieden jüdische Veranstaltungen oder Orte. Diese Zahlen verdeutlichen die Dimension des Problems und die Notwendigkeit, Antisemitismus in Europa entschieden zu bekämpfen.
Die Frankfurter Rundschau veröffentlichte im November 2024 ein Interview mit Kristin Helberg, in dem die Publizistin die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung von Antisemitismus und Kritik an der israelischen Politik betonte. Sie warnte vor einer Vermischung beider Themen, die dazu führe, dass Juden in Deutschland mit dem israelischen Vorgehen in Gaza und im Westjordanland in Verbindung gebracht werden. Diese Verbindung sei eindeutig antisemitisch.
Der Spiegel berichtete im Oktober 2024 über die Forderung Prosors nach einer konsequenteren Anwendung der Strafgesetze gegen Antisemitismus und Israelhass. Prosor betonte, dass es verhindert werden müsse, "dass Juden 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Angst haben, in Deutschland zu leben". Er prangerte eine "unfassbare Antisemitismuswelle" seit dem Hamas-Überfall auf Israel an und forderte Politik und Öffentlichkeit zum Handeln auf.
Die RND berichtete im November 2024 über ein Interview mit Prosor, in dem dieser die Strategie seiner Regierung gegen die Hamas verteidigte und gleichzeitig den Antisemitismus in Deutschland beklagte. Er betonte die Notwendigkeit, die Infrastruktur der Hamas zu zerschlagen und die Geiseln zu befreien.
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