Putins Hund und Merkels Angst: Ein Spiel mit der Macht?
Angela Merkels Memoiren haben eine Begebenheit mit Wladimir Putins Labrador „Koni“ aus dem Jahr 2007 in Sotschi wieder in den Fokus gerückt. Die ehemalige Bundeskanzlerin, bekannt für ihre Kynophobie nach einem Hundebiss in ihrer Jugend, schildert, wie Putin den Hund trotz ihres offenkundigen Unbehagens im Raum duldete. Merkel deutet dies in ihrem Buch als bewusste Provokation und Machtdemonstration des russischen Präsidenten. Die F.A.Z. unterstreicht Merkels Interpretation, indem sie darauf hinweist, dass Putin bei einem früheren Treffen 2006 noch Rücksicht auf ihre Angst genommen und ihr einen Plüschhund geschenkt hatte. (F.A.Z.: https://www.faz.net/aktuell/politik/fraktur/da-lacht-der-labrador-putins-spiel-mit-merkels-angst-110143266.html)
Putin selbst reagierte auf die Darstellung in den Memoiren und beteuerte, nichts von Merkels Hundeangst gewusst zu haben. T-online zufolge entschuldigte sich Putin öffentlich und versicherte, er hätte den Hund nicht mitgebracht, wäre ihm ihre Phobie bekannt gewesen. (t-online: https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100541120/merkel-putin-und-der-hund-so-verlief-der-russland-besuch-der-altkanzlerin.html) Diese Darstellung wird allerdings von einigen, wie dem F.A.Z.-Herausgeber Berthold Kohler, bezweifelt. Kohler hält es für unglaubwürdig, dass ein ehemaliger KGB-Agent wie Putin Merkels bekannte Angst nicht kannte. (F.A.Z.: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/tv-kritik-maybrit-illner-wie-merkel-dem-hund-putins-entkam-110141901.html)
Die Sotschi-Episode beleuchtet das komplexe Verhältnis zwischen Merkel und Putin. Im Spiegel-Interview beschreibt Merkel Putin als faszinierende, aber unberechenbare Persönlichkeit. (Der Spiegel: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/memoiren-von-angela-merkel-so-denkt-die-ex-kanzlerin-ueber-olaf-scholz-friedrich-merz-donald-trump-wladimir-putin-a-ecfb16e9-1ab9-452a-99e7-d5efa712caa6) Der Vorfall mit dem Hund scheint exemplarisch für Putins Strategie zu sein, psychologische Mittel zur Verunsicherung seiner Gesprächspartner einzusetzen. Merkel selbst berichtet in ihren Memoiren, sie habe versucht, die Situation zu ignorieren und sich an das Motto "never explain, never complain" gehalten. (NOZ: https://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/merkels-angst-vor-putins-hund-memoiren-enthuellen-details-48055907, AZ-Online: https://www.az-online.de/politik/merkel-memoiren-putin-hund-labrador-angst-foto-treffen-sotschi-entschuldigung-russland-koni-buch-zr-93440457.html)
Die Episode wird medial unterschiedlich bewertet. Manche sehen in Putins Verhalten eine kalkulierte Machtdemonstration, andere verweisen auf kulturelle Unterschiede im Umgang mit Hunden und die Möglichkeit eines Missverständnisses. Der BR berichtet, dass Putin bei einem Kasachstan-Besuch von einem russischen Journalisten auf den Vorfall angesprochen wurde und seine Entschuldigung wiederholte, Merkel aber gleichzeitig dafür kritisierte, die Anekdote erneut öffentlich zu machen. (BR: https://www.br.de/nachrichten/kultur/putin-ueber-merkels-angst-vor-hunden-angela-bitte-vergib-mir,UVRSIl2)
Die unterschiedlichen Darstellungen und Interpretationen verdeutlichen die Schwierigkeit, die Beziehung zwischen Merkel und Putin zu beurteilen. Die Hunde-Episode bleibt ein Symbol für die komplexen Machtspiele und psychologischen Aspekte internationaler Politik.