Syrische Rebellen haben laut Aktivistenberichten erhebliche Geländegewinne in Aleppo erzielt und sind erstmals seit 2016 wieder in die Stadt vorgedrungen. Rami Abdel Rahman, Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, informierte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) über diesen überraschenden Vorstoß, der die Regierung von Baschar al-Assad offenbar unvorbereitet getroffen hat. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) bezeichnet die Offensive als signifikante Eskalation des seit 2011 andauernden Bürgerkriegs und betont die bemerkenswerte Veränderung der in den letzten Jahren weitgehend statischen Frontlinien.
Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle meldet, dass die Rebellen nun auch Regierungsgebäude und Gefängnisse in Aleppo kontrollieren. Regierungstruppen sollen sich in einen Vorort zurückgezogen haben, während Gouverneur und Polizeikräfte die Innenstadt verlassen haben. Berichten zufolge bereitet die Regierung im Osten Aleppos einen Gegenangriff vor. Russland hat seine Unterstützung für die syrischen Regierungstruppen zugesagt und laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte haben russische Kampfflugzeuge erstmals seit 2016 wieder Ziele in Aleppo angegriffen.
Ein Erfolg der Rebellen in Aleppo wäre ein schwerer Rückschlag für Präsident Assad, der seine Macht in den letzten Jahren mit Unterstützung Russlands und des Irans wieder festigen konnte. Wie stern.de berichtet, stellt die Rebellenoffensive eine bemerkenswerte Wendung im seit 2011 andauernden Bürgerkrieg dar, da die Frontverläufe zuletzt weitgehend unverändert blieben. Russland kündigte Unterstützung für die syrischen Regierungstruppen an und laut stern.de führten russische Kampfflugzeuge in der Nacht erstmals seit 2016 wieder Angriffe auf Ziele in Aleppo durch.
Eine von der islamistischen Organisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführte Rebellenallianz erzielte in dieser Woche im Nordwesten Syriens bei einer Offensive überraschend große Gebietsgewinne. Regierungstruppen und ihre Verbündeten gerieten im Umland von Idlib und Aleppo unter Druck. Die Rebellenallianz bezeichnet ihre Offensive als „Abschreckung der Aggressionen“. Die Kämpfe erreichten am Freitag den Stadtrand von Aleppo. Augenzeugenberichten zufolge waren Gefechtslärm und Explosionen zu hören. Ein Teil der Regierungstruppen gab seine Stellungen auf. Ein dpa-Reporter vor Ort berichtete von Tausenden Menschen, die in ländliche Gebiete oder andere Städte fliehen. Die Rebellenallianz verhängte in Aleppo eine Ausgangssperre bis Samstagmorgen.
Das syrische Verteidigungsministerium erklärte, die Streitkräfte seien massiven Angriffen im Umland von Aleppo und Idlib ausgesetzt. Die syrische Armee griff mit Unterstützung russischer Kampfjets Dutzende Ziele in Idlib und im Umland von Aleppo an. Ein Sprecher der russischen Armee teilte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit, mindestens 200 Rebellen seien bei russischen Angriffen getötet worden.
Aleppo war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs heftig umkämpft und wurde weitgehend zerstört. 2016 wurden die Aufständischen vom syrischen Militär und seinen Verbündeten aus dem Ostteil der Stadt vertrieben. Die Schlacht um Aleppo gilt als eine der verheerendsten des Bürgerkriegs. Idlib befindet sich seit Jahren unter Kontrolle der Aufständischen.
Seit Beginn der Rebellenoffensive am Mittwoch wurden laut der Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Menschen getötet, darunter mindestens zwei Dutzend Zivilisten. Russland intervenierte 2015 im syrischen Bürgerkrieg und trug mit seinen Luftangriffen zur Machtfestigung Assads bei. Die Regierung kontrolliert inzwischen wieder zwei Drittel des Landes. Aufgrund des Ukraine-Kriegs reduzierte Moskau ab 2022 seine Truppenpräsenz in Syrien. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht absehbar. Millionen Syrer sind infolge des Bürgerkriegs ins Ausland geflohen.
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