Ein Schwimmbad direkt am Rhein: Wieso baut es denn niemand?
Mainz liegt am Rhein, doch die Abkühlungsmöglichkeiten sind begrenzt. Wie die F.A.Z. berichtet, dauert die Fahrt zum nächsten Badesee 30 bis 40 Minuten, und die städtischen Schwimmbäder sind oft überfüllt. Diese Situation brachte im Sommer 2020 die Idee eines Hafenschwimmbads im Zollhafen auf, einem ungenutzten Hafenbecken im Neubaugebiet. Acht 50-Meter-Bahnen sowie ein Freizeitbereich mit schwimmenden Inseln und Pflanzen waren geplant. Die Idee eines solchen Schwimmbads, direkt am Rhein gelegen, stieß auf große Begeisterung. Es wäre das größte Hafenschwimmbad der Welt und eine Chance für Mainz, sich neu zu erfinden. Erinnerungen an die früheren Rheinbäder, die bis in die 1960er Jahre existierten, wurden wach. Die Einfachheit und vergleichsweise geringen Kosten des Projekts ließen viele fragen, warum es nicht schon längst umgesetzt wurde.
Trotz der anfänglichen Euphorie und der fehlenden erklärten Gegner ist der Bau des Schwimmbads bis heute nicht beschlossen. Wie die F.A.Z. weiter ausführt, bestehen seit Beginn Bedenken hinsichtlich Lärmschutz, Wasserqualität und möglicher Störungen für Anwohner. Alexander Kiefer, Wasserbauingenieur und Initiator des Projekts, kämpft seitdem gegen diese Bedenken an. Er kennt die Bedingungen im Zollhafen genau, da er mit seinem Ingenieurbüro an der Umgestaltung zum Wohngebiet beteiligt war.
Kiefer, der in Mainz geboren und aufgewachsen ist, sieht die Stadt als etwas, das sich verändern muss. Neben dem Schwimmbadprojekt engagiert er sich auch für mehr Grünflächen in Mainz und plant, in den kommenden Jahren knapp 2000 Bäume zu pflanzen. Bürger sollen über interaktive Karten bei der Standortwahl mitbestimmen.
Für das Schwimmbad, dem seine Tochter den Namen „Heilige Makrele“ gab, setzt sich Kiefer weiterhin ein. Er ist überzeugt, dass Bürger selbst Einfluss nehmen müssen, um die Stadt zukunftsfähig zu gestalten. Durch zahlreiche Gespräche mit der Verwaltung und politischen Vertretern hat er die trägen Entscheidungsprozesse der Stadt kennengelernt und betont die Notwendigkeit, Druck auszuüben, um Veränderungen zu bewirken.
Um die Bedenken auszuräumen, hat Kiefer Gutachten zur Wasserqualität und zum Lärmschutz erstellen lassen. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts wurde in einer ersten Ausarbeitung belegt, und Anwohnerbefragungen zeigten eine grundsätzlich positive Resonanz. Dennoch gibt es in Mainz unterschiedliche Meinungen über Kiefers Engagement, von Anerkennung bis zu Ablehnung.
Auch in anderen Städten am Rhein gibt es Überlegungen zu Schwimmbädern im Fluss. Die Rheinische Post berichtete 2011 über einen ähnlichen Vorschlag der Grünen und der CDU in Düsseldorf, der jedoch am Einspruch des Wasser- und Schifffahrtsamtes scheiterte. Als Alternative wurde der Ausbau des alten Rheinarms am Löricker Freibad zu einem Strandbad diskutiert.
Die Realisierung eines Schwimmbads im Rhein stellt eine Herausforderung dar, sowohl in Mainz als auch in anderen Städten. Neben den technischen und finanziellen Aspekten spielen auch die Genehmigungsprozesse und die Abstimmung mit verschiedenen Behörden eine wichtige Rolle. Wie der Artikel im Journal Lokal über die Notwendigkeit eines neuen Hallenbades in der VG Rhein-Selz zeigt, sind bei der Planung eines solchen Projekts viele Faktoren zu berücksichtigen, von der Beckengröße und -tiefe bis hin zu Sprungtürmen und Nichtschwimmerbereichen.
Die Erfahrung des ehemaligen Hallenbades Nord in Ludwigshafen, das heute als Löschwasserreservoir und Start-up-Zentrum dient, verdeutlicht die vielfältigen Möglichkeiten der Umnutzung von bestehenden Strukturen. Wie auf der Webseite rhein-neckar-industriekultur.de beschrieben, wurde das Hallenbad nach seiner Schließung im Jahr 2001 einer neuen Nutzung zugeführt und beherbergt heute neben dem Löschwasserbecken auch ein Informationszentrum und Büroräume.
Die Sehnsucht nach einem Schwimmbad direkt am Rhein bleibt bestehen, doch die Umsetzung eines solchen Projekts ist komplex und erfordert die Berücksichtigung verschiedener Faktoren. Ob und wann die "Heilige Makrele" in Mainz Realität wird, bleibt abzuwarten.
Quellen:
- F.A.Z.: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/schwimmbad-im-mainzer-zollhafen-wieso-baut-es-denn-niemand-110127831.html
- Rheinische Post: https://rp-online.de/nrw/ein-schwimmbad-mitten-im-rhein_aid-13413527
- Journal Lokal: https://journal-lokal.de/warum-braucht-die-vg-rhein-selz-ein-neues-hallenbad/
- Rhein-Neckar-Industriekultur: https://www.rhein-neckar-industriekultur.de/objekte/lucation-und-freischwimmer-im-ehem-hallenbad-nord-in-lu