29.11.2024
Russlands Wirtschaft unter Druck Expertenmeinung zu Rubelverfall und Sanktionen

Putins Russland: Ist der schwache Rubel wirklich ein Problem?

Der russische Rubel hat zuletzt deutlich an Wert verloren und erreichte ein Tief, das an die Zeit kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine im Frühjahr 2022 erinnert. Gleichzeitig verzeichnet Russland offiziell eine Inflationsrate von 8,5 Prozent, trotz eines Rekordleitzinses von 21 Prozent. Diese Situation wirft Fragen nach dem tatsächlichen Zustand der russischen Wirtschaft und den politischen Auswirkungen des schwachen Rubels auf den Kreml auf. Sergej Alexaschenko, ehemaliger stellvertretender Finanzminister Russlands, sieht im schwachen Rubel laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) kein ernsthaftes Problem für Putin. Er schätzt die russische Wirtschaft, trotz ihrer kriegsbedingten Ausrichtung, als relativ stabil ein. Der derzeitige Rubelverfall stelle somit keine unmittelbare Gefahr für Putin dar. Die Inflation könne zwar zukünftig problematisch werden, die aktuellen 8,5 Prozent seien aber noch verkraftbar. Erst bei 12 oder 15 Prozent würde die Inflation den Staatshaushalt ernsthaft belasten, erklärte Alexaschenko gegenüber der FAZ. Die russische Regierung unternimmt aktuell wenig, um den Rubelkurs zu stützen. Laut Alexaschenko liegt dies nicht an einem bewussten Ziel einer schwachen Währung, die Exporteuren und dem Staatshaushalt nützt. Der FAZ zufolge sieht er die Ursache des Rubelverfalls in den jüngsten Sanktionen der Vereinigten Staaten gegen russische Banken, darunter die Gazprom-Bank. Diese Sanktionen würden die meisten verbliebenen Kanäle für Dollar-Transaktionen mit Russland blockieren. Bis zum Inkrafttreten der Sanktionen am 20. Dezember ziehe jeder, der die Möglichkeit hat, Kapital aus dem Land ab, was zu Panik am Markt führe. Erst danach werde sich zeigen, ob russische Unternehmen neue Wege für Dollar-Transaktionen finden oder ob es zu einem Dollar-Mangel in Russland kommt. Die Inflation in Russland wird durch die Militärausgaben angeheizt. Ein hoher Leitzins, wie ihn die russische Zentralbank derzeit verfolgt, sei laut Alexaschenko das falsche Instrument zur Inflationsbekämpfung, da er keinen Einfluss auf Putins Kriegsführung habe. Die Kritik an der strikten Geldpolitik der Zentralbankchefin Elwira Nabiullina sei daher nachvollziehbar. Alexaschenko, der in den 1990er Jahren selbst in der Führung der Zentralbank tätig war, sieht in der Kritik an Nabiullina jedoch nichts Ungewöhnliches. Die Zentralbank werde immer kritisiert, wenn sie kein Geld „verschenkt“, so Alexaschenko gegenüber der FAZ. Wie swissinfo.ch berichtet, sieht Alexaschenko die Schweiz in einer wichtigen Rolle im Umgang mit russischen Vermögenswerten und Rohstoffen. Er kritisiert die Schweiz dafür, sich hinter ihrer Neutralität zu verstecken, und fordert, dass sie aktiv dazu beiträgt, dem russischen Regime die Ressourcen zu entziehen. Er kritisiert auch die zögerliche Haltung der Schweiz bei der medizinischen Versorgung von verletzten Ukrainern. Auch die Süddeutsche Zeitung berichtete im April 2022 über die Auswirkungen von Putins Politik auf den Gasmarkt und die damit verbundenen Zahlungsmodalitäten. Westliche Gaskäufer müssen demnach ihre Lieferungen in Rubel bezahlen, was zu Verwirrung in der Politik und bei den betroffenen Unternehmen führte. Laut Business Insider argumentiert der Ökonom Sergej Alexaschenko, dass eine Lockerung der Sanktionen gegen den Kapitalverkehr den Druck auf Russland erhöhen könnte. Dies würde zu einer Abwertung des Rubels und einer steigenden Inflation im Land führen. Die Frage, wie lange die russische Wirtschaft die Sanktionen aushalten kann, bleibt offen. Alexaschenko glaubt, dass die russische Wirtschaft die Sanktionen auf unbestimmte Zeit überstehen kann, da sie nicht vollständig zerstört werden kann. Die Kosten des Krieges werde Russland jedoch zu spüren bekommen. Quellen: - Frankfurter Allgemeine Zeitung: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mehr-wirtschaft/sergej-alexaschenko-der-absturz-des-rubels-ist-kein-ernstes-problem-fuer-putin-110143087.html - Business Insider: https://www.businessinsider.de/politik/international-politics/russland-darum-sollten-sanktionen-gegen-putin-gelockert-werden-sagt-oekonom/ - Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/gas-rubel-gazprom-zahlungen-1.5559322 - Aktien-Portal: https://aktien-portal.at/forum/boerse-aktien.php?az=email_to_friend&forum=124&topic_id=174795 - swissinfo.ch: https://www.swissinfo.ch/ger/politik/sergey-aleksashenko-dann-wird-die-neutralitaet-der-schweiz-nichts-nuetzen/47921402
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