In Chemnitz wird das Erbe des Expressionisten und „Brücke“-Mitgründers Karl Schmidt-Rottluff an einem besonderen Ort wieder lebendig. Zum 140. Geburtstag des Künstlers am Sonntag eröffnet die historische Mühle, die einst von seinem Vater betrieben wurde, wieder ihre Türen (dpa). Der Förderverein investierte nach eigenen Angaben rund 700.000 Euro aus Fördergeldern und Spenden in die Sanierung des Gebäudes und der historischen Mühlentechnik. Die Mühle soll zukünftig als Veranstaltungsort und Begegnungsstätte dienen und unter anderem Vorträge, Führungen, Lesungen und Ausstellungen beherbergen. Geplant ist auch eine Mühlengalerie, die Ausstellungen regionaler Künstler präsentieren wird.
Vereinsvorsitzende Brigitte Pfüller betonte das Ziel, die Erinnerung an Schmidt-Rottluff (1884-1976) in Chemnitz stärker zu verankern. Das ursprüngliche Geburtshaus des Künstlers wurde durch ein Feuer zerstört („Zeit“, 28.11.2024). Sein Vater erbaute daraufhin 1892/93 die heutige Wohnmühle, musste sie jedoch 1913 aus gesundheitlichen Gründen verkaufen. Mit dem Erlös errichtete er ein neues Wohnhaus nebenan. Beide Gebäude bilden heute das Ensemble Karl Schmidt-Rottluff. Hier verbrachte der Künstler seine Kindheit und Jugend, bevor er 1905 nach Dresden zog. Er kehrte immer wieder zu Familienbesuchen zurück und lebte sogar längere Zeit in Chemnitz, nachdem sein Berliner Atelier durch einen Bombenangriff zerstört worden war.
Am Sonntag können Besucher neben der wiedereröffneten Wohnmühle auch das benachbarte Wohnhaus besichtigen, das derzeit zu einem Museum umgebaut wird. Die Kunstsammlungen Chemnitz bieten Kurzführungen durch die Räume an und geben Einblicke in die zukünftige Ausstellungskonzeption. Die Investitionen für den Umbau belaufen sich auf rund 2,2 Millionen Euro, die Eröffnung ist für Anfang April 2025 geplant. Das Ensemble ist eine Interventionsfläche zur Kulturhauptstadt Europas 2025 und soll auch danach an den bedeutenden Sohn der Stadt erinnern. Für 2025 ist unter anderem im August ein „Fest des Expressionismus“ geplant. Der Verein plant zudem Vorträge und Filmvorführungen, um die Verbindung zu Schmidt-Rottluffs Künstlerkollegen Max Pechstein aus Zwickau herzustellen. Außerdem arbeitet der Verein an einer Tour durch die Chemnitzer Stadtteile Rottluff und Rabenstein, die sich an Motiven des Malers in der Umgebung der Wohnmühle orientiert. Dafür hofft der Verein auf Fördermittel, eine Zusage gibt es laut Pfüller jedoch noch nicht.
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