Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut eindringlich auf den dringenden Bedarf seines Landes an zusätzlichen Flugabwehrsystemen hingewiesen. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet, beklagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache die zunehmende Intensität russischer Luftangriffe. „Diese Woche brachte der Ukraine leider brutale russische Angriffe auf Charkiw, Donezk, Sumy, Odessa und Saporischschja“, so Selenskyj. Fast täglich sehe sich die Ukraine mit Drohnen- und Raketenangriffen konfrontiert. Jedes Gespräch mit Partnerländern, die über entsprechende Abwehrsysteme verfügen, drehe sich um den Schutz der Ukraine vor diesem „russischen Terror“, wie es der Präsident formulierte.
Selenskyj kritisierte, wie die FAZ weiter ausführt, die zögerliche Haltung einiger Partner, der Ukraine weitere Flugabwehrsysteme zur Verfügung zu stellen. „Hier in Europa, auf dem Kontinent, gibt es genügend andere Luftabwehrsysteme, die der Ukraine wirklich zuverlässigen Schutz bieten könnten“, betonte er. Es sei unverständlich, dass diese Systeme ungenutzt blieben, obwohl sie unzählige Menschenleben retten könnten. Der dpa zufolge wurden bei den jüngsten Angriffen mehrere Menschen getötet und verletzt. Obwohl die ukrainische Luftabwehr einen Großteil der anfliegenden Geschosse abfangen konnte, führe die schiere Menge und die Angriffe aus verschiedenen Richtungen zu einer Überlastung der Systeme.
Wie der Tagesspiegel berichtet, startete Russland am Samstagabend erneut Drohnenschwärme in Richtung Ukraine. Die Ziele der Angriffe waren zunächst unbekannt. Die anhaltende Bedrohung aus der Luft unterstreicht die Dringlichkeit von Selenskyjs Appell nach mehr Unterstützung im Bereich der Flugabwehr.
Der Tagesspiegel meldet außerdem, dass die Ukraine Vorbereitungen für ein Treffen zwischen Präsident Selenskyj und dem designierten US-Präsidenten Donald Trump trifft. Außenminister Andrij Sybiha bestätigte dies bei einer Pressekonferenz mit dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell in Kiew. Konkrete Details zu Zeitpunkt und Ort des Treffens wurden jedoch nicht genannt. Sybiha betonte, der Dialog zwischen Trump und Selenskyj sei bereits etabliert und man sei für weitere Zusammenarbeit offen. Ein Treffen der beiden Politiker hatte bereits Ende September in New York stattgefunden. Dabei stellte Selenskyj laut Sybiha seinen Friedensplan vor, der auf dem Prinzip „Frieden durch Stärke“ basiert und weitere westliche Waffenlieferungen sowie eine baldige Nato-Mitgliedschaft der Ukraine vorsieht.
Wie die FAZ berichtet, bemüht sich die amtierende US-Regierung unter Präsident Joe Biden, noch vor dem Regierungswechsel im Januar weitere Militärhilfe im Wert von mehreren Milliarden Dollar in die Ukraine zu liefern. Das "Wall Street Journal" (WSJ) berichtete, Biden wolle der Ukraine damit eine stärkere Verhandlungsposition verschaffen und die Verteidigungslinien im Osten des Landes verstärken. Unter anderem sollen 500 Raketen für die Flugabwehrsysteme Patriot und Nasams geliefert werden. Die Ukraine hat zudem zusätzliche Raketen für das Artilleriesystem Atacms mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern angefordert.
Präsident Selenskyj kündigte zudem den Ausbau der heimischen Drohnenproduktion an. „Drohnen verschiedener Typen, für verschiedene Aufgaben, die nicht nur der Frontlinie helfen, sondern auch Russland in immer größerer Tiefe treffen. Das werden wir ausbauen“, zitiert ihn der Tagesspiegel. Armeechef Olexander Syrskyj hatte zuvor auf die Erfolge der ukrainischen Drohneneinheiten hingewiesen. Im Oktober seien mehr als 52.000 feindliche Ziele durch Drohnenangriffe zerstört oder beschädigt worden, so Syrskyj auf Facebook. Diese Angaben konnten jedoch nicht unabhängig überprüft werden.
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