Die Türkische Gemeinde Bayern (TGB) hat Ministerpräsident Markus Söder mit ihrer Verdienstplakette ausgezeichnet. Wie die dpa berichtet, würdigte der TGB-Vorsitzende Vural Ünlü Söders Engagement für die türkisch-bayerische Gemeinschaft. Besonders hervorgehoben wurden die Unterstützung der Staatsregierung für die Erdbebenopfer in der Türkei und die Bemühungen um Visa-Erleichterungen. Laut Zeit Online, die die dpa-Meldung übernahm, fand die Verleihung bereits einige Tage vor der öffentlichen Bekanntgabe statt. Söder selbst bedankte sich via X (ehemals Twitter) für die Auszeichnung und betonte die Zugehörigkeit der Türkischen Gemeinde zu Bayern (Quelle: Zeit Online).
Ünlü betonte, dass nicht Söders bekanntermaßen großer Appetit auf Döner, sondern "ernsthafte Dialog- und Integrationsleistungen" der Grund für die Ehrung seien. Die Auszeichnung der TGB, einem parteipolitisch neutralen und unabhängigen Verein, wird jährlich an Personen verliehen, die sich um die Integration verdient gemacht haben. Der Verein setzt sich für die Belange und die Teilhabe türkischstämmiger Menschen sowie in Deutschland lebender Türken ein.
In Bayern leben rund 195.000 Menschen mit ausschließlich türkischer Staatsangehörigkeit. Hinzu kommen Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit und Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund. An einigen bayerischen Gymnasien wird Türkisch als Wahlfach oder spätbeginnende Fremdsprache angeboten. Es ist sogar möglich, in Türkisch mündlich Abitur zu machen. Studierende mit türkischer Staatsangehörigkeit stellen in Bayern die drittgrößte Gruppe internationaler Studierender nach China und Indien. Bayernweit existieren 168 Hochschulkooperationen mit türkischen Partnerinstitutionen.
Die Ehrung Söders stieß in den sozialen Medien auf unterschiedliche Reaktionen. Neben Glückwünschen gab es auch kritische Stimmen, die die Auszeichnung angesichts Söders Haltung zur Zuwanderung hinterfragten (Quelle: Nürnberger Nachrichten). Einige Nutzer äußerten sich verwundert über die Verbindung zwischen der Ehrung und Söders öffentlich zelebrierter Döner-Leidenschaft.
Das Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei jährt sich zum 62. Mal. Am 30. Oktober 1961 wurde die "Regelung der Vermittlung türkischer Arbeitnehmer nach der Bundesrepublik Deutschland" durch einen Notenwechsel beschlossen. Nicht nur der Bedarf an Arbeitskräften in Deutschland, sondern auch außenpolitische Interessen spielten eine Rolle. Die Türkei war bereits wichtiger Handelspartner und NATO-Mitglied. Ursprünglich auf zwei Jahre befristet, stieg die Zahl der Arbeitsmigranten trotz Rotationsprinzip stark an. Ein zweites Abkommen 1964 strich die zeitliche Begrenzung des Aufenthalts. (Quelle: Landeszenrale für politische Bildung Baden-Württemberg).
Bis zum Anwerbestopp 1973 kamen rund 867.000 Türkinnen und Türken nach Deutschland, etwa 240.000 kehrten in diesem Zeitraum zurück. Heute leben rund 1,5 Millionen Menschen mit türkischer Staatsangehörigkeit und etwa 2,8 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland. Sie stellen damit die größte Gruppe mit Migrationshintergrund dar.
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