30.11.2024
Startbahn West 1987: Chronik einer Eskalation

Tödliche Gewalt an der Startbahn West: Ein Wendepunkt der Protestbewegung

Am 2. November 1987 erreichte die Gewalt bei den Protesten gegen die Startbahn West am Frankfurter Flughafen ihren traurigen Höhepunkt. An diesem Abend wurden zwei Polizisten, Klaus Eichhöfer und Thorsten Schwalm, erschossen. Der Schock über diese Tat beendete die Proste gegen den Flughafenausbau abrupt, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtet. Der anschließende Gerichtsprozess gestaltete sich komplex und langwierig, und die Bestürzung über den Tod der Beamten ist bis heute präsent.

Die Geschehnisse dieses Abends verdeutlichen die aufgeheizte Atmosphäre, die die Auseinandersetzungen um die Startbahn West begleitete. Wie der Tagesspiegel schildert, standen sich an diesem Abend zwei Gruppen gegenüber: ungefähr 70 maskierte und mit Schutzkleidung ausgerüstete Autonome und zwei Hundertschaften der Polizei. Die Demonstranten bewarfen die Polizisten mit Molotowcocktails, Leuchtmunition und Stahlkugeln. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Demonstranten zurückzudrängen.

Aus dem Dunkel des angrenzenden Waldstücks fielen schließlich die tödlichen Schüsse. Deutschlandfunk Kultur berichtet, dass neun Polizisten verletzt wurden, zwei von ihnen tödlich. Es war das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, dass Polizisten während einer Demonstration erschossen wurden. Der Täter, Andreas E., Mitglied einer militanten Gruppe, wurde verhaftet und später zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren verurteilt.

Die Proteste gegen die Startbahn West hatten bereits Jahre zuvor begonnen. Auslöser war der geplante Bau einer neuen Startbahn, der die Rodung großer Waldflächen erforderte. Wie die Hessenschau berichtet, entstand Widerstand in Bürgerinitiativen und Protestgruppen. Es kam zu Demonstrationen, Mahnwachen und zur Errichtung eines Hüttendorfes im Wald. Der Konflikt zwischen Demonstranten und Polizei eskalierte wiederholt.

Die Tötungsdelikte an der Startbahn West markierten den tragischen Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen. Wikipedia beschreibt in seinem Artikel zu den "Tötungsdelikten an der Startbahn West", wie Andreas E. 14 Schüsse auf die Polizisten abgab, dabei mehrfach seine Position und das Magazin seiner Pistole wechselte. Die Tatwaffe, eine 9-mm-Pistole, war ihm bei einer früheren Demonstration entwendet worden.

Die Schüsse von Frankfurt lösten bundesweit Entsetzen und Trauer aus. Politiker aller Parteien verurteilten die Gewalt. Wie im Bulletin der Bundesregierung dokumentiert ist, sprach der damalige hessische Ministerpräsident Walter Wallmann im Bundestag von einer neuen Dimension der Gewalt. Er sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus und betonte die Notwendigkeit, die Hintergründe der Tat aufzuklären.

Die Frankfurter Neue Presse (FNP) interviewte Rolf Mai, den damaligen Einsatzleiter an der Startbahn West. Er beschrieb die schwierige Situation der Polizei, die zwischen dem Schutz der Baustelle und der Wahrung des Versammlungsrechts abwägen musste. Er betonte, dass es keine politischen Vorgaben für den Polizeieinsatz gegeben habe, sondern lediglich die Anweisung, die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren.

Der SWR berichtete in seinem Archivradiobeitrag über die Reaktionen auf die Tat. Die Forderung nach einem Vermummungsverbot wurde laut, um die Identifizierung von Gewalttätern bei Demonstrationen zu erleichtern. Der Grünen-Politiker Joschka Fischer sprach von einem Tabubruch und appellierte an die Gegner von Gewalt, sich zu Wort zu melden.

Die Ereignisse an der Startbahn West bleiben ein dunkles Kapitel in der Geschichte der deutschen Demokratie. Sie zeigen, wie schnell ein gesellschaftlicher Konflikt eskalieren und in tödliche Gewalt münden kann. Die Erinnerung an die Opfer mahnt uns, die Bedeutung von friedlichem Protest und die Notwendigkeit eines respektvollen Umgangs miteinander zu bewahren.

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