Im bayerischen Paketgewerbe könnten kurz vor Weihnachten erhebliche Lieferverzögerungen durch Warnstreiks entstehen. Die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und den Arbeitgebern der Speditions-, Logistik- und Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) sind in der dritten Runde gescheitert, wie die Zeit berichtet. Verdi hat daraufhin "weitere Warnstreiks" bis zum 23. Dezember angekündigt, die sich hauptsächlich auf die Paketbranche konzentrieren werden. Branchenkenner befürchten laut Frankenpost, dass durch die Streiks in der Vorweihnachtszeit viele Bestellungen nicht rechtzeitig zum Fest zugestellt werden können.
Nicht alle Paketdienste sind von den Streiks betroffen. DHL mit eigenem Tarifvertrag ist beispielsweise nicht beteiligt. Auch die Deutsche Post bleibt von den Arbeitsniederlegungen unberührt, so der Bayerische Rundfunk. Das genaue Ausmaß der Warnstreiks ist noch unklar. BR24 meldet, dass die ersten Streiks bereits am Dienstagabend bei UPS in Nürnberg und am Mittwochfrüh bei Hermes in Graben begonnen haben. Insgesamt sollen zehn weitere Logistikunternehmen bestreikt werden, darunter FedEx und DPD. Verdi erwartet 500 bis 1000 Streikende.
Verdi begründet den Verhandlungsabbruch und die Warnstreiks mit einem unzureichenden Angebot der Arbeitgeber. Verdi-Verhandlungsführer David Merck unterstrich laut Frankenpost die Notwendigkeit einer besseren Bezahlung in der Logistikbranche und forderte Respekt und Anerkennung für die Beschäftigten, "auch und insbesondere durch gute Löhne". Die Augsburger Allgemeine berichtet, dass Verdi mindestens sechs Prozent Lohnerhöhung ("eine Sechs vor dem Komma") fordert.
Der Landesverband Bayerischer Spediteure hatte sein Angebot laut BR24 auf sechs Prozent in zwei Stufen plus eine Einmalzahlung von 780 Euro erhöht, allerdings mit einer Laufzeit von 25 Monaten. Verdi kritisiert diese lange Laufzeit und bewertet das Angebot als zu niedrig. Die Gewerkschaft verweist auf den Fachkräftemangel und die niedrigen Löhne in der Branche. Die Arbeitgeber argumentieren laut BR24, dass eine deutliche Lohnerhöhung angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und des Auftragsrückgangs in der Logistikbranche kaum zu stemmen sei.
Der Merkur berichtet, dass Verdi für die rund 100.000 Beschäftigten der Branche 368 Euro mehr Lohn und Gehalt bei einer zwölfmonatigen Vertragslaufzeit fordert. Ein erstes Angebot der Arbeitgeber hatte Verdi als "grottenschlecht und absolut indiskutabel" abgelehnt.
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