Die Rückkehr des ehemaligen NHL-Torwarts Thomas Greiss in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) sorgt für Aufsehen. Der 38-Jährige, der seine Profikarriere eigentlich beendet hatte, wurde von den Löwen Frankfurt als kurzfristige Lösung für die verletzten Goalies Jussi Olkinuora und Cody Brenner verpflichtet. Greiss könnte bereits am Freitag im Auswärtsspiel beim ERC Ingolstadt sein Debüt für die Hessen geben, wie die Löwen am Mittwochabend mitteilten.
„Wir haben am gestrigen Dienstag den Kontakt zu Thomas hergestellt, und er hat sofort zugesagt, uns in der herausfordernden Situation zu unterstützen“, erklärte Löwen-Sportdirektor Daniel Heinrizi. Greiss werde „seine langjährige Erfahrung sowie Qualitäten als Top-Torhüter einbringen“. Damit sei er in der aktuellen Situation „die ideale Lösung für uns, da er nicht den Anspruch hat, einen Vertrag bis Saisonende zu erhalten“.
Greiss, der in Füssen geboren wurde, hatte sein DEL-Debüt vor über 20 Jahren bei den Kölner Haien gegeben, bevor er 2006 seine Karriere in Nordamerika startete. In der NHL absolvierte er 385 Spiele für verschiedene Teams, zuletzt in der Saison 2022/23 für die St. Louis Blues. Nach der vergangenen Saison hatte er seine Karriere für beendet erklärt, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können.
Die Verpflichtung von Greiss ist jedoch nicht unumstritten. Der 38-Jährige war in der Vergangenheit aufgrund seiner Social-Media-Aktivitäten in die Kritik geraten. Unter anderem hatte er 2017 einen Vergleich der damaligen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit Adolf Hitler mit einem Like versehen. „Nie verhaftet, nie verurteilt, genauso unschuldig wie Hillary“, hatte laut einem n-tv-Bericht neben dem Bild gestanden. Später drückte er auch bei einer Fotomontage, die Donald Trump mit einem Schwert in der einen und dem abgeschlagenen Kopf Clintons in der anderen Hand zeigte, auf „Gefällt mir“. Zudem gedachte er mit einem Post dem verstorbenen, ultrakonservativen Radiomoderator Rush Limbaugh, der immer wieder gegen Abtreibung und Feminismus gehetzt hatte. Wie der „Spiegel“ berichtete, verbreitete Limbaugh zudem die Lüge, Barack Obama sei kein gebürtiger US-Amerikaner.
Greiss verteidigte sich später für seine Posts und betonte, er sei „kein Nationalsozialist und kein Rechtsradikaler. Ich bin sehr weltoffen“, sagte er in einem Interview mit „Eishockey-News“. „Ich hoffe, dass auch jeder andere weltoffen und tolerant ist.“
Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hatte Greiss, der letztmals 2017 für die Nationalmannschaft aufgelaufen war, 2021 ausgeladen. „Solange die aktuelle sportliche Leitung dafür verantwortlich ist, wird keine Einladung von Thomas Greiss erfolgen“, sagte Sportdirektor Christian Künast damals. „Wir können uns seiner Einstellung zu unseren Werten, die in der Satzung stehen, nicht zu hundert Prozent sicher sein.“
Löwen-Sportdirektor Heinrizi erklärte gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, dass die Vergangenheit des Torwarts bei der Verpflichtung kein Thema gewesen sei. „Thomas hat sich öffentlich entschuldigt. Das haben wir zur Kenntnis genommen.“ Eine Rolle habe auch Stürmer Carter Rowney gespielt, der zuvor mit Greiss bei den Detroit Red Wings zusammengespielt hatte und den Kontakt hergestellt hatte. Rowney habe Greiss als „weltoffenen, freundlichen Familienvater“ beschrieben und sei von den Vorwürfen gegen seinen ehemaligen Teamkollegen überrascht gewesen.
Es bleibt abzuwarten, wie die Fans auf die Verpflichtung von Greiss reagieren werden. Sicher ist, dass der 38-Jährige bei seinem Comeback in der DEL besonders im Fokus stehen wird.
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