Die ukrainische Armee steht weiterhin unter starkem Druck, insbesondere im Osten des Landes. Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am 3. November 2024 berichtete, bezeichnete der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Olexander Syrskyj, die russische Offensive im Donbass als eine der schwerwiegendsten seit Kriegsbeginn. Nach einem Treffen mit dem tschechischen Generalstabschef Karel Rehka erklärte Syrskyj in seinem Telegram-Kanal, die Armee halte zwar stand, die Lage an der Front bleibe jedoch schwierig. Die andauernden Kampfhandlungen an verschiedenen Frontabschnitten erforderten eine kontinuierliche Versorgung der ukrainischen Truppen mit Ressourcen. Experten beschreiben die Situation als brutalen Abnutzungskrieg mit hohen Verlusten auf beiden Seiten.
In einem Gespräch mit dem US-Generalstabschef Charles Brown erörterte Syrskyj laut dpa die weitere Militärhilfe, ohne jedoch Details zu nennen. Er betonte die Notwendigkeit, die ukrainischen Streitkräfte schnellstmöglich mit der notwendigen Ausrüstung zu versorgen, um den anhaltenden russischen Angriffen, die durch Luftüberlegenheit, weitreichende Feuerkraft und einen erheblichen Vorteil bei der Artillerie gekennzeichnet seien, weiterhin standhalten zu können.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte die Umgehung der westlichen Sanktionen gegen Russland. Wie diverse Medien berichteten, beklagte Selenskyj den Einsatz von über 2.000 Drohnen durch Russland allein im Oktober. Die dafür benötigten 170.000 Bauteile, so Selenskyj, dürften Russland niemals erreicht haben. Er identifizierte Unternehmen aus China, Europa und Amerika als Lieferanten dieser Komponenten und forderte eine Verschärfung der Ausfuhrkontrollen. Die Umgehung der Sanktionen bezeichnete er als Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Welt, da sie Russland ermögliche, auch Regierungen wie die des Iran und Nordkoreas zu stärken.
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski wies Kritik der Ukraine an ausbleibenden Kampfjet-Lieferungen aus Polen zurück. Wie unter anderem der Sender Polsat News berichtete, begründete Sikorski die Entscheidung mit den eigenen Verteidigungsbedürfnissen Polens als "Frontstaat". Selenskyj hatte zuvor beklagt, dass Polen erneut einen Grund gefunden habe, keine zusätzlichen MiG-29 Kampfjets zu liefern. Sikorski erklärte, das Kabinett in Warschau habe einen Vorschlag für einen Verteidigungskredit für die Ukraine eingebracht, der es dem Land ermöglichen soll, in polnischen Rüstungsfabriken auf Kredit einzukaufen und die Schulden beim Wiederaufbau zurückzuzahlen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, kommentierte Sikorskis Worte mit Spott und behauptete, die Ukraine führe den Krieg bereits auf Pump und überlasse ihr Land westlichen Unternehmen, sodass am Ende nichts mehr zur Schuldentilgung übrig bleibe. Medienberichten zufolge dürfte der polnische Vorschlag auch in Kiew auf wenig Gegenliebe stoßen. Selenskyj kritisierte zudem, dass Polen keine russischen Raketen über der Ukraine abschießen wolle. Warschau verweist darauf, dass ein solcher Schritt eine gemeinsame Nato-Entscheidung erfordere.
Die Ukraine ist seit über zweieinhalb Jahren im Krieg mit Russland und auf die Militärhilfe westlicher Verbündeter angewiesen.
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