Die US-Präsidentschaftswahlen werfen ihre Schatten voraus, und die deutsche Wirtschaft blickt mit gemischten Gefühlen über den Atlantik. Besonders die Möglichkeit einer Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus sorgt für Unruhe. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) am 30.10.2024 berichtete, warnt der LBBW-Chefökonom Moritz Kraemer vor einem radikaleren Kurs Trumps im Falle eines Wahlsiegs. Kraemer befürchtet Verluste für deutsche Unternehmen und sogar eine Finanzpanik. Die LBBW analysiert die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Amtszeit Trumps mit einem "Trump-O-Meter", dessen Werte über 50 Prozent in warnendem Rot gehalten sind. Die FAZ zitiert Kraemer mit den Worten, dass ein Wahlsieg Trumps angesichts seiner wirtschaftspolitischen Positionen für den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht wünschenswert sei.
Auch andere Experten teilen diese Besorgnis. Das LBBW Research hat eine Studie zu den möglichen Folgen der US-Wahl veröffentlicht, die insbesondere auf ein Szenario mit Trump als Präsident eingeht. Sollte Trump seine angekündigten Maßnahmen tatsächlich umsetzen, drohen laut LBBW Research (05.04.2024) unter anderem Zölle, die den Euroraum in eine Rezession stürzen könnten. Europäische Aktienmärkte würden leiden und die EZB müsste die Zinsen senken.
Die Bedeutung der US-Wahl für die deutsche Wirtschaft wird auch vom SWR (28.10.2024) unterstrichen. Die USA sind das wichtigste Exportland für Baden-Württemberg, und höhere Zölle wären fatal. Trump plant Zölle von 10 bis 20 Prozent auf alle Importe, was die Preise für Waren aus Baden-Württemberg in den USA erhöhen würde. Amerikanische Verbraucher könnten dann auf heimische Produkte umsteigen. Trump möchte zudem, dass ausländische Firmen mehr in den USA produzieren, was zu einem Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland führen könnte. Im Gegensatz dazu erwartet man von Kamala Harris keine Zölle auf alle Waren aus dem Ausland, so der SWR unter Berufung auf Recherchen der BR-Wirtschaftsredakteurin Christine Bergmann.
Die Tagesschau (22.10.2024) berichtet über eine Analyse von Goldman Sachs, die im Falle eines Trump-Sieges einen Kursrutsch des Euros prognostiziert. Die Investmentbank begründet dies mit Trumps Zollplänen. Der Republikaner will einen globalen Zoll von zehn bis 20 Prozent erheben, für Produkte aus China sogar 60 Prozent. Dies könnte den Dollar stärken, da ausländische Hersteller gezwungen wären, ihre Produktion in die USA zu verlagern. Allerdings ist Trump kein Fan eines starken Dollars, und historisch gesehen neigt der Dollar unter republikanischen Präsidenten eher zur Schwäche.
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka Bank, erklärte in einem Interview mit Capital (15.07.2024), dass die Märkte einen Sieg Trumps bereits "komplett eingepreist" hätten. Er sieht die Belastungen für den US-Haushalt an der Zinskurve und erwartet kurzfristig positive Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Kater betont jedoch, dass politische Instabilität in den USA den Standort langfristig verschlechtern würde.
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