September 26, 2024
Vorwürfe gegen Frankfurter Tafel: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein

Schwere Vorwürfe gegen den Vorstand der Frankfurter Tafel, darunter Veruntreuung, Bereicherung und Steuerhinterziehung, haben sich als nicht haltbar erwiesen. Wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bestätigte, wurde zwar „insbesondere der Vorwurf der Untreue“ gegen Mitglieder des Vorstands und Mitarbeiter der Tafel erhoben, jedoch „die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens […] nach intensiver Prüfung mangels eines Anfangsverdachts von Straftaten abgelehnt.“ Rainer Häusler, erster Vorsitzender der Frankfurter Tafel, äußerte gegenüber der F.A.Z., dass ihm die Anschuldigungen „schlaflose Nächte“ bereiten. Er vermutet einen Racheakt hinter den Vorwürfen.

Einer der Vorwürfe bezog sich auf die Wartung der zwölf Tafelautos in Häuslers Autohaus im Ostend. Angeblich soll er pro Kontrolle 50 Euro und mehr abgerechnet haben, um sich zu bereichern. Häusler widerspricht diesen Anschuldigungen und betont, dass er bei den „Tafelcheckups“ lediglich die Materialkosten berechne. Für größere Reparaturen berechne er die Arbeitszeit mit einem Rabatt von 20 Prozent und auf die Materialien erlasse er zehn Prozent. Entsprechende Rechnungen, die diese Aussagen belegen, liegen der F.A.Z. vor.

Ein weiterer Vorwurf bezog sich auf die Vermietung von Räumlichkeiten an die Tafel im Jahr 2009. Häusler bot dem Verein seine freien Flächen an, als dieser kurzfristig seine Räume in der Hanauer Landstraße verlassen musste. Für 500 Quadratmeter habe er 1685 Euro Miete verlangt, während der marktübliche Preis bei rund 3800 Euro gelegen hätte. Häusler bezeichnet es als „reinen Zufall“, dass er zu diesem Zeitpunkt Platz gehabt habe und sieht keine Mietpreisbereicherung. Seiner Aussage nach habe er durch die Vermietung rund 279.000 Euro Mietverlust gemacht. Knapp zehn Jahre später zog die Tafel nach Fechenheim, wo sie dank der Wirtschaftsförderung eine neue Bleibe gefunden hatte.

Häusler räumt allerdings ein, dass es vorgekommen sei, dass Mitglieder der Tafel Spenden unberechtigterweise mitgenommen haben. Er erklärt, dass es üblich sei, dass Ehrenamtliche, die teils selbst bedürftig seien, Lebensmittel mit nach Hause nehmen dürften, wenn nach der Ausgabe noch etwas übrig sei. Andernfalls müssten die Lebensmittel weggeworfen werden. Kürzlich habe jemand Kisten voller Schokolade für sich gesichert. In einem solchen Fall werde die Zusammenarbeit beendet. Den Vorwurf, dass die zweite Vorsitzende Birgit Pangritz bewusst gespendete Lebensmittel zu privaten Zwecken verbrauchen soll, weist diese entschieden zurück. Häusler erinnert sich, dass Pangritz früher Spenden von ihrer privaten Wohnung aus verteilt habe, da es damals noch keine offiziellen Abgabestellen gab.

Der Vorwurf der Steuerhinterziehung wird von Häusler ebenfalls zurückgewiesen. Er erklärt, dass die Räume nach einer Essensausgabe sauber hinterlassen werden müssten und Ehrenamtliche, die beim Putzen helfen, dafür eine finanzielle Aufwandsentschädigung erhalten. Diese sei „fälschlicherweise ‚Putzhilfe‘ genannt“ worden, was jedoch keine Steuerhinterziehung, sondern höchstens ein Buchhaltungsfehler sei.

Häusler betont, dass er allen Menschen erst einmal Vertrauen entgegenbringe und dies auch nach den Vorwürfen nicht ändern wolle. Ehrenamt trage schließlich das Wort „Ehre“ schon in sich. Er ärgert sich, dass er nicht schon früher gegen die Anschuldigungen vorgegangen sei. Mitte Oktober wird sich der Tafelvorstand in einer Mitgliederversammlung zu den Vorwürfen äußern. Dann soll auch bekannt gegeben werden, welche Konsequenzen daraus folgen sollen.

Seit die Vorwürfe öffentlich wurden, gehe es ihm schlecht, so Häusler gegenüber der F.A.Z.. Er hoffe, dass der Ruf der Tafel keinen bleibenden Schaden erleide und „wieder normal läuft“, denn „dann macht es Spaß“.

Quelle: F.A.Z. Artikel: Frankfurter Tafel: Vorwürfe nicht haltbar, Vorsitzender vermutet Racheakt. Veröffentlicht am 26.09.2024. Von Johanna Schwanitz. URL: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/frankfurter-tafel-vorwuerfe-nicht-haltbar-vorsitzender-vermutet-racheakt-110011229.html

Ein weiterer Fall, in dem einem Tafel-Vorstand Untreue vorgeworfen wurde, ereignete sich in Jena. Wie der MDR berichtete, soll der ehemalige Vorsitzende der Jenaer Tafel über drei Jahre lang Geld widerrechtlich von den Vereinskonten abgehoben und teils auf dubiose Konten im In- und Ausland überwiesen haben. Der neue Vorstand stellte daraufhin Strafanzeige. Der Beschuldigte erklärte, er habe kein Geld auf die Seite gelegt, sondern sei Internet-Betrügern aufgesessen.

Quelle: MDR. Artikel: Untreue-Verdacht bei Jenaer Tafel - Anzeige gegen Ex-Vorstandschef. Veröffentlicht am 02. Mai 2023. URL: https://www.mdr.de/nachrichten/thueringen/ost-thueringen/jena/tafel-untreue-verdacht-ehemaliger-vorsitzender-102.html

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